Verbrennung

[37] Verbrennung, chemischer Prozeß, s. Sauerstoff. In der Heilkunde die krankhafte Veränderung, die ein Körperteil bei Einwirkung hoher Temperatur erleidet. Man unterscheidet drei Grade der V.: 1) einfache Rötung, nur bedingt durch ganz oberflächliche Zerstörung der Epidermis, der eine sofortige Rötung der Haut folgt; im Verlauf der Heilung stoßen sich die obersten Epidermisschichten ab. 2) V. mit Blasenbildung: die Epidermis wird durch ein sofort erfolgendes Exsudat in kleinern, manchmal flächenhaft sich ausbreitenden Blasen abgehoben; die Blasen trocknen weiterhin ein oder lösen sich ab. 3) Zerstörung der Haut in ihrer ganzen Dicke mit den darunterliegenden Teilen (Unterhautbindegewebe, Muskeln, Knochen) oder ohne dieselben. Dabei findet nur eine totale Austrocknung oder ein wirkliches Verkohlen der Teile statt. Je intensiver die Hitze einwirkt, um so vollständiger ist das Absterben der betroffenen Gewebe, die sich dabei ganz wie brandige Teile verhalten, durch eine demarkierende Eiterung ausgelöst werden und auf dem Wege der Vernarbung heilen können. Brandnarben zeichnen sich meist durch ganz ungewöhnliche, zu Entstellungen oder, wenn sie in der Nähe der Gelenke liegen, durch Zusammenziehung von Gliedmaßen (Kontrakturen) zur Funktionsstörung führende Schrumpfungen und strahlige Einziehungen aus, die oft Gegenstand operativer Behandlung werden müssen. Verbrennungen sind meist sehr schmerzhaft; sind sie sehr ausgedehnt oder tiefgehend, so können sie direkt lebensgefährlich werden. Wird durch die V. ein sehr großer Teil der Oberfläche getroffen, etwa zwei Dritteile, so erfolgt der Tod regelmäßig, selbst wenn die Intensität nirgends über den zweiten Grad hinausgegangen ist. Verbrennungen ersten Grades behandelt man am besten mit kühlen Bleiwasserumschlägen, oder man bedeckt die betreffenden Stellen mit Salbe, wie auch bei der Verbrennung zweiten Grades, nachdem die Blasen eröffnet sind. Auch die Verwendung von Wundstreupulvern, die teils austrocknend und desinfizierend (Bismuthum subnitricum, Airol etc.), teils schmerzstillend (Anästhesin, Orthoform) wirken, ist zweckmäßig. Vielfach[37] wird empfohlen, die verbrannten Stellen zunächst zur Milderung der Schmerzen mit doppeltkohlensaurem Natron zu bestreuen und später mit der Bardelebenschen Brandbinde zu umwickeln. Bei ausgedehnten Verbrennungen ist dauernde Lagerung des Kranken im warmen Bad auf einem in der Wanne ausgespannten Leinentuch sehr vorteilhaft. Verbrennungen dritten Grades werden nach den Regeln der Chirurgie behandelt. Sehr oft muß man zur Deckung und endgültigen Heilung großer Brandwunden zur Überpflanzung von Haut seine Zuflucht nehmen. Über Selbstverbrennung s. d. Vgl. Sonnenburg, Verbrennungen und Erfrierungen (in der »Deutschen Chirurgie«, Stuttg. 1879); Schjerning, Über den Tod infolge von V. und Verbrühung (in Eulenbergs »Vierteljahrsschrift für gerichtliche Medizin«, 1885).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 37-38.
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