Wachs

[284] Wachs, eine Gruppe fettähnlicher Körper, die in ihren physikalischen Eigenschaften sich kaum von den echten Fetten unterscheiden, aber beim Kochen mit Kalilauge kein Glyzerin geben. Sie werden an der Luft nicht ranzig, sind schwerer schmelzbar als Fette, zersetzen sich, wie diese, beim Erhitzen, liefern dabei aber kein Acrolein. Das Bienenwachs, die Substanz der Wandungen der Bienenzellen, ein Produkt der Umwandlung zuckerhaltiger Nahrung durch den Verdauungsprozeß der Bienen, wird durch Schmelzen der honigleeren Waben gewonnen, ist gelb, riecht honigartig, schmeckt sehr schwach balsamisch, spez. Gew. 0,955–0,965, ist in der Kälte spröde, erweicht in der Hand, schmilzt bei 61–64°, wird durch Umschmelzen mit Wasser und 0,25 Proz. Alaun, Weinstein oder Schwefelsäure gereinigt, in dünne Bänder gegossen und auf dem Rasen gebleicht. Das gebleichte W. (weißes W., Jungfernwachs) ist farblos, härter als gelbes, spez. Gew. 0,965–0,975, schmilzt bei 64–65°, ist unlöslich in Wasser und kaltem Alkohol, leicht löslich in Chloroform, Schwefelkohlenstoff, warmem Benzin, fetten und ätherischen Ölen und schmilzt mit Fetten zusammen; Äther löst die Hälfte, siedender Alkohol höchstens 20 Proz. des Wachses. Der in Alkohol lösliche Teil ist Cerotinsäure (Cerin) C27H54O2, die bei 78° schmilzt und sich destillieren läßt; ungelöst bleibt Palmitinsäuremyricyläther (Myricin). Außerdem enthält W. 4–5 Proz. bei 28° schmelzendes Cerotein, dem es seine Fettigkeit verdankt. Durch konzentrierte und alkoholische Kalilauge wird es verseift. W. wird überall produziert, wo die Bienenzucht blüht; doch genügt die europäische Produktion in der Walachei, Polen, der Ukraine, der Türkei, Norddeutschland, Österreich, Dänemark, Schweden, Frankreich nicht für den Bedarf, und man bezieht daher viel W. aus Nordamerika, Westindien, Kleinasien, von der Westküste Afrikas, Marocko etc. Es dient zu Kerzen und Wachsstöcken, Pflastern, Salben, Figuren, Blumen, zur Appretur, zu Wachspapier, als Arzneimittel etc. Sein Konsum ist in der letzten Zeit beschränkt worden durch das Aufkommen mannigfacher Surrogate, wie Stearin, Paraffin, Ceresin (Mineralwachs aus Ozokerit) und des Pflanzenwachses. Vgl. Sedna, Das W. und seine technische Verwendung (2. Aufl., Wien 1902); Schädler, Untersuchungen der Fette, Öle. Wachsarten etc. (Leipz. 1889); Benedikt und Ulzer. Analyse der Fette und Wachsarten (5. Aufl. mit an dern, Berl. 1908); Lewkowitsch, Chemische Technologie und Analyse der Öle, Fette und Wachse (Braunschw. 1905, 2 Bde.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 284.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: