Zaïmis

[846] Zaïmis (spr. saimis), Alexandros, griech. Staatsmann, geb. 28. Okt. 1855 in Athen als Sohn des vormaligen Ministerpräsidenten Thrasybulos Z. (gest. 1880), studierte in Berlin und Leipzig die Rechte und erlangte in Heidelberg den juristischen Doktorgrad; danach besuchte er noch die Ecole des sciences politiques in Paris. Obwohl noch nicht 30 Jahre all, wurde er 1881 zum Abgeordneten von Kalabryta gewählt, blieb aber freiwillig den Kammersitzungen fern; 1885 wieder gewählt, unterstützte er meist seinen Onkel Delyannis in seiner Opposition gegen den Ministerpräsidenten Trikupis. Unter Delyannis 1890 Justizminister geworden, beschränkte er namentlich die Erteilung von Gnaden; sein der Kammer vorgelegter Entwurf über die Abänderung des Schwurgerichtswesens wurde fast wörtlich unter dem folgenden Ministerium Trikupis Gesetz, das im wesentlichen heute noch gilt. Bald darauf Minister des Innern geworden, verfolgte er besonders das Hasardspielen. Nachdem er mit Delyannis Ende Februar 1892 abgegangen war, wurde er 1895 zum Präsidenten der Kammer gewählt. Vor dem Krieg 1897 war er der einzige, der erklärte, Griechenland müsse die von den Großmächten über Kreta gestellten Bedingungen annehmen. Nach dem Krieg und der Abdankung Rallis übernahm er das Präsidium und das Äußere unter den schwierigsten Umständen; als er die Regierung ohne Staatshaushalt nicht weiter leiten konnte, löste er die Kammer auf, fand aber bei den Neuwahlen-keine Mehrheit und dankte ab. Seitdem gab es eine geschlossene (konservative) Partei Z., die treulich an den Arbeiten der Kammer teilnahm. Nach dem Sturz des Ministeriums Theotokis übernahm Z. 25. Nov. 1901 von neuem das Präsidium und das Äußere und wurde im Juli 1903 durch Ralli ersetzt. Unterm 30. Sept. 1906 wurde Z. an Stelle des Prinzen Georg zum Oberkommissar von Kreta ernannt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 846.
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