Chamouny

[852] Chamouny (spr. Schamuhni, auch Chamonix u. la Prieuré), 1) Flecken an der Arve in der Provinz Faucigny des sardinischen Fürstenthums Savoyen, am Fuße des Mont-Blanc, 3174 F. über dem Meere, aus einem 1099 gegründeten Benedictinerkloster entstanden, mit lebhafter Industrie, bes. Wollenweberei, Mineraliencabinet u. 2500 Ew.; liegt in dem 2) Chamounythal, einem durch seine Naturschönheiten berühmten Alpenthale, das sich zwischen den Grajischen u. Penninischen Alpen, von der Arve durchströmt, an 5 Stunden weit hinzieht u. 1/2 Stunde breit ist. Bis 1741 auswärts unbekannt, wurde es von den Engländern Wiedham u. Pococke zuerst näher untersucht; dann 1760 durch Saussure in weiteren Kreisen bekannt geworden, ist es jetzt wegen seiner wildromantischen Lage, seiner Gletscher, Eisfelder, riesigen Felsblöcke u. Felswände das Ziel vieler Reisenden; außer dem Mont-Blanc, dessen Anblick bes. vom Mont Brevent aus staunenerregend ist, sind die größten Höhen u. Gletscher auf der linken Seite der Arve: die Tour-Gletscher l' Aiguille du Chardonnet, l'Aiguille verte, über 12,000 Fuß, der Moine, Talesre-Gletscher, l'Aiguille droite, über 11,000 Faß hoch; auf der rechten Seite les Mentets, l'Aigle rouge, 8660 Fuß, Dard-Gletscher, l'Aigle du Brébent, über 7000 Fuß hoch; der größte Gletscher, der östlich vom Mont-Blanc die Thäler einnimmt, ist das sogenannte [852] Eismeer (Mèr de glace, Glacier des bois), dessen Thauwasser die Quellen der Arve sind. Es gedeihen in diesem Thale noch Getreide, Hanf, Gemüse u. noch manche eigenthümliche Pflanzen, aber kein Obst; die 4–5000 Einw. leben meist in zerstreut liegenden Häusern, theils als Hirten u. Jäger, theils. als Bergführer für die Reisenden; berühmt ist der aromatische, ganz weiße Honig dieses Thales. Von dem Flecken Ch. aus wird gewöhnlich der Mont-Blanc bestiegen.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 3. Altenburg 1857, S. 852-853.
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