Conchylien

[328] Conchylien (v. gr.), 1) Schalthiere, Weichthiere, deren Mantel eine od. mehrere Kalkschalen absondert. 2) (Conchylia), die kalkartige Schale (Schneckenhaus) der Bauchfüßler od. Schnecken, u. die Schalen (Muscheln) der Kopflosen od. Muschelthiere, so wie die Schalen der Rankenfüßler, welche letztere jetzt zu den Gliederthieren gezählt werden. Diese Schalen entstehen aus der Haut, welche den Leib umgibt u. Mantel heißt; sie sind anfänglich eine dünne hornartige Masse, in welche sich immer mehr Kalktheilchen absetzen; die Oberhaut ist dünn u. oft ganz trocken, aber meist (bes. wenn sie vom Schmutz der See gereinigt ist) schön gezeichnet; die innere Seite meist weiß u. perlmutterartig. Structur: horizontal od. perpendiculär blätterig, u. die Zeichnung rührt, außer von dem Eindrucke des Lichts u. der Wärme, von der Stellung der Drüsen am Mantelrade, so wie von der Art des Saftes her, den sie ausschwitzen, vgl. Muscheln, Schnecken. Die Bewohner dieser Schalen sind von Linné alle unter die Ordnung Testacea der Klasse Würmer gebracht worden; neuerdings hat man die meisten unter die Weichthiere, einige aber unter die Gliederthiere (Ringelwürmer) gebracht. Die Conchylienschalen sind u. waren bes. ehedem ihres porzellanartigen u. perlmutterigen Schmelzes halber Gegenstand der Sammellust der Conchyliologen, die daraus eigene Conchyliencabinete (Conchyliensammlungen) bilden. Am besten werden solche Cabinete in Kästen nach den Geschlechtern geordnet, vor dem Einfluß des Lichtes, des Staubes u. der Luft bewahrt. Außer den öffentlichen Sammlungen in Museen hatte sonst das Spenglerische in Kopenhagen, das Schröterische in Buttstädt, jetzt das Schmidtische in Gotha (über 20,000 Nummern), so wie das des Herzogs von Rivoli in Paris, großen Ruf. Indessen legen die Naturforscher jetzt mehr Werth auf die Naturgeschichte der Thiere, als auf die Bekanntschaft mit dem Hause derselben, obschon dasselbe immer noch zur Bestimmung der Gattungen u. Arten dient. Die Kenntniß u. Lehre von den Schalthieren bezeichnet man als Conchyliologie. Hauptwerke: Lister, Synopsis conchyl., 2. Ausg., Oxford 1770, Fol.; Martini, Systematisches Conchyliencabinet, fortgesetzt von Chemnitz vom 4. Bde., Nürnb. 1769–95, 12 Bde.; d'Argenville, Conchyliologie, 3. Ausg. Par. 1780, 3 Bde., (deutsch Wien 1772, Fol.); I. S. Schröter, Einleitung in die C-kenntniß, 3 Bde., Halle 1783–86; alle mit Kupfern; Lovell Reeve, Conchologia systematica, Complete system of Conchology, Lond. 1841; Blainville, Malacologie, Par. u. Strasb. 1828, mit Kupfern; I. Ph. R. Draparnaud, Histoire nat. des mollusques terrestres et fluviatiles de la France, Par. 1805, mit Abbild.; Ferrussac, I. de Daudebort, Hist. nat. des mollusques terrestr. et fluviat., gr. Fol. in Lieferungen. Mehrere Werke von G. L. Hartmann, E. A. Roßmäßler, Land- u. Süßwasserconchylien, Dresd. u. Lpz. 1834–56, 12 Hefte mit Abbildungen.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 4. Altenburg 1858, S. 328.
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