Duns Scotus

[405] Duns Scotus, Johann, mit dem Beinamen Doctor subtilis, geb. zu Dunse od. Dunston in Berwick 1245; Franziskaner, war erst Lehrer der Theologie in Oxford, 1301 in Paris, 1308 Lehrer der Philosophie u. Theologie in Köln u. st. hier um 1308. Er schr.: Commentare über Aristoteles; Quaestiones quodlibeticae; bes. Quaest. in libros IV sententiarum od. Opus oxoniense s. anglicanum, herausgegeben von Cavellus, Antw.[405] 1620, 2 Bde.; Opera, herausgegeben von Wadding, Leyden 1639, 12 Bde. D. S. war Realist, behauptete aber abweichend von Thomas von Aquino, daß das Allgemeine (Universale), sowohl der Möglichkeit (Potentia), als der Wirklichkeit (Actus) nach in den Objecten gegründet sei, u. werde dem Verstand als Realität gegeben u. nicht erst von ihm gemacht; es sei die Sachheit selbst, indifferent für das Allgemeinsein u. Einzelnsein, sein Grund aber, der jenen Indifferentismus aufhebe, sei eine andere Sachheit, mit jener innig verbunden, nämlich eine größere Einheit (Haecceïtas), das Princip der Individuation. In der Psychologie behauptete er die indeterministische Freiheit u. leugnete die reale Verschiedenheit der Seelenvermögen. In der Theologie suchte er den kosmologischen Beweis für das Dasein Gottes zu schärfen u. die göttlichen Eigenschaften genauer zu bestimmen. Die Schöpfung der Welt war ihm aus Nichts geschehen, hatte auch keinen Anfang in der Zeit gehabt. Seine Anhänger (Scotisten) lagen mit den Thomisten, nach dem Vorgang ihrer Lehrer, in beständigem Streit; sie zeichneten sich zwar durch subtilen Disputirgeist aus, allein wegen der Beimischung der Leidenschaften hatten sie den philosophischen Wissenschaften wenig Gewinn gebracht, wohl aber Manches noch mehr verdunkelt. Zu ihnen gehören hauptsächlich Franz Mayronis, Hieron. de Ferrariis, Anton Andreä, W. Burleigh, P. Tartaretus, I. B. Monlorius u. Major (s.d.). Den Untergang bereitete dieser Schule der geistreiche W. Durand.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 5. Altenburg 1858, S. 405-406.
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