Hermunduren

[283] Hermunduren (a. Geogr.), germanischer Volksstamm, überdessen Namen u. Sitze von Alten u. Neueren viel Unhaltbares angegeben wurde; sie gehörten zu den Sueven u. kommen zuerst unter Domitius Ahenobarbus als ein aus ihren Sitzen (angeblich dem nördlichen Böhmen) von den Markomannen verdrängter u. umherschweifender Hause vor; Domitius wies ihnen einen Theil des durch den Auszug der Markomannen ledig gewordenen Landes zwischen Main u. Donau an, wo sie noch zur Zeit des Tacitus friedlich neben den Römern saßen. Sie halfen dann Marbod u. Catualda stürzen, breiteten sich weiter nach Nordost aus u. besetzten den nordwestlichen Theil von Böhmen u. die Gegend um die Main- u. Saalquellen, so daß sie einen großen Theil von Franken u. den südwestlichen Theil des Königreichs Sachsen (gewiß aber nie das Meißnische u. Pleißnerland) bewohnten u. von den Sudeten bis zum römischen Grenzwall im Süden reichten, im O. die Narisker, im NO. die Cherusker, im NW. die Chatten zu Nachbarn hatten, im S. u. W. aber von den römischen Agri decumates begrenzt wurden. Später änderte sich ihre Stellung zu ihren alten Feinden, den Markomannen, u. ihren alten Freunden, den Römern; indem sie in dem Markomannenkriege in der zweiten Hälfte des 2. Jahrh. nach Chr. mit jenen verbunden, gegen diese kämpften, aber seit dieser Zeit verschwindet ihr Name unter dem allgemeinen der Sueven. Als ihre Ortschaften werden Menosgada, Bergium, Devona, Lacoritum, Segodunum, Cantiobis u. Bibacum (s.d. a.) angegeben.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 8. Altenburg 1859, S. 283.
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