Hippolytos

[398] Hippolytos (gr), 1) Sohn des Theseus u. der Antiope od. der Hippolyte; seine Stiefmutter Phädra liebte ihn, u. als H. ihre Anträge zurückgewiesen[398] hatte, klagte sie ihn bei seinem Vater wegen unkeuscher Zumuthungen an. Theseus berief den H. von Trözen nach Athen; doch unterwegs wurden die Pferde scheu u. schleiften ihn zu Tod. Nach Anderen ließ Poseidon, auf Bitten des Theseus, am Strande, wo H. vorbeifuhr, ein Meerungeheuer hervorspringen, welches die Pferde scheu machte; nach Anderen wurde er lebendig in den Himmel aufgenommen u. ins Sternbild des Fuhrmanns versetzt; nach noch Anderen machte ihn Äsculap wieder lebendig, od. er wurde von der Artemis erweckt u. in ihren Hain nach Aricia entführt. Er ist der Gegenstand einer Tragödie des Euripides (s.d.). 2) Vater des Deïphobos; er wohnte in Amyklä u. reinigte den Hercules von der Ermordung des Iphitos. 3) St. H., christlicher Kirchenlehrer des 2. u. 3. Jahrh.; auf Grund geistreicher Conjecturen wird gegenwärtig von ihm. Folgendes angenommen: er war geb. in der 2. Hälfte des 2. Jahrh., war Schüler des Irenäus u. wirkte 192–222 in Rom als Presbyter, nach Anderen auch als Bischof zu Portus bei Ostia, durch Gelehrsamkeit u. Thätigkeit viel für die Kirche. In dem Passastreit hielt er es mit dem Bischof Victor u. soll der Erfinder des Ostercyklus sein; mit Victors Nachfolgern, Zephyrinus u. Callistus, harmonirte er weniger; in dem Streit über die Praxis gegen die in den Christenverfolgungen Abgefallenen u. gegen den Cölibat der Geistlichen neigte er sich auf die Seite der Novatianer u. behauptete strenge Grundsätze gegen die milderen Callist's; in dem Trinitätsstreite war er ein Gegner der Noëtianer, zu deren Partei auch die Päpste gehörten, u. vertheidigte die damals allgemeinere Ansicht der Subordinatianer (s.u. Trinität). Er soll zuletzt nach Sardinien verbannt worden u. nach 230 den Märtyrertod gestorben u. zwar mit Pferden zerrissen worden sein; sein Tag ist der 13. August. Er ist der Schutzheilige von Mexico. Um 1551 grub man bei Rom seine, noch in der Vaticanischen Bibliothek aufbewahrte marmorne Bildsäule aus, welche ihn auf einem Stuhle sitzend darstellte u. auf beiden Seiten einen Ostercyklus (Cyclus paschalis) enthielt, s.u. Ostercyklus. Auch im Verzeichniß seiner Bücher enthielt die Säule: Περὶ τοῦ παντός; Κατὰ Βήρωνος καὶ Ηλικος (od. ἡλικιωτῶν); Περὶ τοῦ Ἀντιχρίστου; Προτρεπτικὸς πρὸς Σεβήρειναν; auch dogmatische, historische Χρονικόν), exegetische u. andere Schriften, von denen nur Fragmente übrig sind; herausgegeben von I. A. Fabricius, Hamb. 1716–1718, 2 Bde., Fol. Dazu ist in neuester Zeit noch eine andere, für die älteste Kirchengeschichte sehr bedeutende, über Ketzereien gekommen, welche ihm beigelegt wird; nämlich die 1842 in dem Kloster auf dem Berge Athos von dem Griechen Minoides Minas aufgefundene, von Hiller nach Paris gebrachte u. von Em.'Miller als Ὠριγενους φιλοσοφούμενα ῆ κατὰ πασῶν αἱρεσεων ἔλεγχος (Widerlegung aller Ketzereien) 10 Bücher, Oxf. 1851 herausgegebene (das 1. Buch war schon früher bekannt, das 2. u. 3. Buch fehlen, von dem 10. sind nur Fragmente übrig); wegen der Abweichung in Gedanken, Styl u. Methode von der des Origenes ist von keinem Kritiker Millers Meinung wegen der Autorschaft des Origines beigetreten worden, dagegen halten Einige, so Baur, den Presbyter Cajus, die Mehrzahl aber, wie Bunsen, Jacobi, Gieseler, den H. für den Verfasser. Über des H. Leben, Wirken u. Schriften vgl. Hänell, De Hippolyto, Gött. 1838; Kimmel, De Hippolyti vita et scriptis, Jena 1839; Jacobi, Basilidis philosophi gnostici sententias etc. illustravit, Berl. 1852; bes. Bunsen, H. and his age, Lond. 1852, 4 Bde., 2. Aufl. 1855 (deutsch, 1852, 2 Bde.); Döllinger, H. u. Callistus, Regensb. 1853; G. Volkmar, H. u. die römischen Zeitgenossen, Zür. 1855. 4) H. von Theben, griechischer Historiker zu Ende des 10. Jahrh.; er schr. ein Chronikon bis 996; wovon ein Auszug im 2. Bande der Werke des Vorigen. 5) H. a Lapide, pseudonym für Chemnitz 2).

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 8. Altenburg 1859, S. 398-399.
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