Hunger

[625] Hunger, das Gefühl mangelnder Nahrung, das im niederen Grade als Gemeingefühl erscheint, im höheren aber als von den Nerven des Magens ausgeht u. sich als ein eigenes Gefühl in der Magengegend darthut. Daher erzeugen es auch abnorme Empfindlichkeit u. Reizung dieser Nerven, u. es tritt dann als krankhafter H. (Heißhunger, Hundshunger) auf. Im gefunden Zustande, in jüngeren Jahren, wo der immerwährende Stoffwechsel rasch von Statten geht, kehrt der H. nach Befriedigung desselben in kurzer Zeit wieder u. kann nicht so lange ertragen werden, als in höherem Alter, od. in krankem Zustande. Ein längere Zeit gar nicht, od. nur wenig befriedigter H. führt. schneller od. langsamer zum Tode, welchem Magenschmerz, Fieber, Raserei, Ohnmacht, Abzehrung etc. vorhergehen. Der freiwillige Hungertod erfolgt nach Verschiedenheit der Körperconstitution, nach etwa 6–12 Tagen, später wenn Wasser zugleich getrunken wird. Den H. stillen bei den Menschen u. vielen Thieren in der Regel feste Nahrungsmittel, aber auch flüssige, welche den geeigneten Nahrungsstoff enthalten, können diese einigermaßen ersetzen. Der H. (Fames) als personificirte Gottheit, war Tochter der Eris, wohnte am Eingange der Unterwelt, nach Anderen in einer öden Wüste Skythiens u. wurde dargestellt mit bleichem Gesicht, struppigem Haar u. als Gerippe, nur mit Haut bedeckt. In der Nordischen Mythologie ist der H. (Hungur) der Tisch Hel's, s.d.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 8. Altenburg 1859, S. 625.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: