Naphtha [1]

[666] Naphtha, ein aus dem Innern der Erde hervorquellendes ätherisches Öl; ist farblos, gelb od. braun, durchsichtig bis durchscheinend, specifisches Gewicht 0,7 bis 0,9; verflüchtigt sich an der Luft mit aromatisch bituminösem Geruch, ist leicht entzündlich u. verbrennt mit aromatischem Geruch u. rufender Flamme. Besteht aus Kohlenstoff u. Wasserstoff in verschiedenen Verhältnissen, doch nahezu der Formel CH2 entsprechend. Es quillt bald mit, bald ohne Wasser zum Theil in großer Menge aus den Naphthaquellen, bei Zelle im Hannöverischen, bei Braunschweig, Tegernsee in Baiern, Häring u. Wörgl in Tyrol, in Galizien, in den Karpaten, in der Auvergne, im Elsaß, den Pyrenäen, auf der Insel Zante, vorzüglich aber auf der Halbinsel Abscheron, in der Umgegend von Baku, auf der Insel Tschelekin im Kaspischen Meere, in Mesopotamien, Kurdistan, China, in Westindien (wo die N. den sogenannten Erdpechsee bildet), auf der Insel Barbados, in West-Pennsylvanien, Neuschottland; auch in Steinkohlengruben, namentlich von England. In manchen Gegenden dient die N. als Brennmaterial, sowie zur Beleuchtung in Lampen; in der Medicin wird sie bes. zu Salben angewendet, ferner zur Auflösung von Harzen zur Bereitung von Firniß, Kitt etc. Die reinste Sorte (Eigentliches N.), welche bes. in Persien vorkommt, ist gelblich, von 0,752 specifischem Gewicht, aromatischem, eigenthümlichem Geruch, sehr entzündlich, löst sich in allen Verhältnissen in wasserfreiem Alkohol, Äther, fetten u. flüchtigen Ölen, nicht in Wasser, löst andere Harze auf, hinterläßt bei der Destillation mit Wasser nur wenig Rückstand. Eine geringere, durch Erdharz verunreinigte N. ist das Steinöl (Bergöl, Petroleum). Bergtheer, am Niederrhein, auch in Hannover vorkommend, enthält einen dem Asphalt ähnlichen Stoff u. ein dem Steinöl sehr nahe kommendes Öl (Petroléne), wird bes. zu Asphalt-Cement benutzt.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 11. Altenburg 1860, S. 666.
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