Petion du Villeneuve

[911] Petion du Villeneuve (spr. Pehtiong dü Wilnöhw), Jérôme, geb. 1753 in Chartres, wurde Advocat daselbst u. 1789 zum Deputirten des dritten Standes für die Etats généraux ernannt, wandte er sich ganz zur republikanischen Partei, wurde Präsident des Pariser Criminalgerichts, war einer von den Commissarien, welche 1791 den König von Varennes zurückbrachten, u. trug auch am meisten zu dessen Verhaftung bei: er wurde an Baillys Stelle am 18 Nov. 1791 Maire von Paris, begünstigte die Bewegungen, denen die Vorfälle im Juni 1792 folgten, u. wurde deshalb von der Departementsverwaltung entsetzt. Die Nationalversammlung hob aber diesen vom König bestätigten Beschluß am 13. Juli wieder auf, u. P. war nun ein doppelt erbitterter Gegner des Königs u. Königthums. Am 3. August verlangte er im Namen der Pariser vor der Nationalversammlung vergebens des Königs Entthronung. Am 9. u. 10. Aug. befand er sich im Palaste, wohin er vom Könige berufen war, konnte aber den Sturm nicht beschwichtigen, eben so suchte er vergebens dem Morden in den Septembertagen Einhalt zu thun. Als der Convent zusammentrat, wurde er von dem Departement Eure-Loir in denselben gewählt u. reihete sich den Girondisten an, stimmte 1793 für den Tod Ludwigs XVI. aber mit Appellation an das Volk, beschrieb die Errichtung des Wohlfahrtsausschusses u. arbeitete in demselben mit voller Kraft. Des Einverständnisses mit Dumouriez angeklagt, wurde er den 2. Juni in Anklagestand versetzt, als er entfloh, den 28. Juli mit Buzot Lanjuinois u. noch 14 Anderen außer dem Gesetz erklärt, u. vom Convent den 3. Oct. über ihn der Verhaftsbefehl ausgesprochen. Mit Buzot u. Lanjuinois irrte er nun in der Bretagne umher, u. man fand sie endlich im Juli 1794 unweit St. Emilian in einem Getreidefelde verhungert od. ermordet, halb verwest. Seine Werke (Reden u. Flugschriften), Par. 1793, 4 Bde.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 12. Altenburg 1861, S. 911.
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