Pontinische Sümpfe

[355] Pontinische Sümpfe (ital. Palude Pontine, eigentlich Pomptinische Sümpfe, Pomptinae paludes), Sümpfe in der päpstlichen Legation Velletri, welche sich in einer Längenausdehnung von 36 Miglien zwischen Nettuno u. Terracina u. einer Breite von 6-12 Miglien zwischen dem Sabinergebirge u. dem Tyrrhenischen Meere erstrecken; sie sind durch mangelnden Abfluß der Bergwasser entstanden u. bes. im Sommer mit schädlichen Dünsten angefüllt, so daß es schon nachtheilig ist im Wagen zu schlafen, während man sie passirt. Häuser gibt es außer den Post- u. Wachthäusern an der Straße nur wenige, ihre Bewohner haben ein fieberbleiches Aussehen. Die P. S. sind reich an Sumpfvögeln, Büffeln, Hirschen u. wilden Schweinen; eine vortreffliche Straße mitherrlichen Aussichten, welche aber zuweilen durch Räuber unsicher gemacht ist, führt durch sie. In den ältesten Zeiten war diese, angeblich nach einer Stadt Pontia genannte Gegend ein fruchtbarer Landstrich, auf welchem nach Plinius 23 Städte blühten. Durch den Eintritt des Meeres in diese alles Gefälles entbehrende Gegend u. zugleich durch die Einmündung der Flüsse Nymphäus, Ufens u. Aufidus versumpfte sie u. wurde durch die Ausdünstungen unbewohnbar. Schon die alten Römer beschäftigten sich mit der Austrocknung der P-u S.; Appius Claudius zog 312 v. Chr. die Appische Straße hier durch; Cornelius Cethegus versuchte um 165 v. Chr. ihre Austrocknung; Julius Cäsar u. Augustus ließen einen Kanal graben, welcher das Wasser alles aufnehmen sollte. Nach Theoderichs letztem Versuch der Austrocknung gerieth Kanal u. Straße wieder in Verfall. Mehre Päpste, wie Bonifacius VIII., Martin V., Leo X., unternahmen die Austrocknung von Neuem, Pius VI. (nach Letzterem heißt der Hauptabzugsgraben Linea Pia), folgte ihnen, aber trotz großem Aufwand, doch ohne Erfolg. Alle Versuche zu ihrer Trockenlegung, z.B. das Bett des durchgehenden Flusses Amaseno zu erweitern u. dessen Ufer zu erhöhen, scheiterten aus Mangel an Geld; auch nehmen sie an Ausdehnung eher zu als ab. Vgl. Adler, Nachrichten von den P-n S-n, Alt. 1783; Bolognini, Dell' antico e presente stato delle palude Pontine, Rom 1759; Testa, Lettere pontine, Rom 1794; Nicolai, De' bonifiamenti delle terre Pontine, Rom 1800; Prony, Description hydrographique et historique des marais Pontins, Par. 1823.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 13. Altenburg 1861, S. 355.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: