Rosette [1]

[370] Rosette (arab. Raschid, nach Harun al Raschid, welcher die Stadt gegründet haben sol l), Stadt am linken Ufer des westlichen Nilarmes, 11/2 Meile vom Meere, in einer fruchtbaren Gegend, hat mehre Moscheen u. Kirchen, Fabriken in Baumwollen- u. Leinenwaaren, Speditionshandel (im Verhältniß zu früher unbedeutend, da seit Anlage des Mahmudiekanals Alexandrien den ganzen Handel an sich zieht); 15,000 Ew. Eine Sandbank vor der Mündung des Nils hindert die Anfahrt großer Schiffe. Am 19. April 1801 wurde R. von dem General Hutchinson genommen (s.u. Französischer Revolutionskrieg IV) u. bei R. lieferten im März 1807 die Engländer den Ägyptiern zwei Gefechte, s.u. Ägypten (Gesch.) IX. Hier wurde im Aug. 1799 durch Zufall von einem franz. Artillerieoffizier die Rosettanische Inschrift gefunden; dieselbe ist ein Trilinguis, hieroglyphisch, demotisch u. griechisch, auf einer länglichen Granitplatte 197 v. Chr. geschrieben u. besagt, daß dem König Ptolemäos Epiphanes in dem gedachten Jahre gewisse Ehrenbezeugungen von den Priestern decretirt worden sind. Berühmt wurde diese Inschrift dadurch, daß man darin einen hieroglyphischen Text hatte, dessen Inhalt man nach der beigefügten Übersetzung bestimmt kannte, u. von da an beginnt die Ara der wirklichen Entzifferung der Hieroglyphen, s.d. S. 366. Die Inschrift selbst ist im Britischen Museum zu London; die neuesten Bearbeitungen sind von Brugsch, Inscriptio Rosettana, mit ägyptisch-koptisch-lateinischem Glossar, Berl. 1851, u. Uhlemann, Inscriptionis Rosett. hieroglyphicae decretum sacerdotale, mit lateinischer Übersetzung, Lpz. 1853.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 14. Altenburg 1862, S. 370.
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