Saint-Pierre

[768] Saint-Pierre (spr. Säng Piärr), 1) Eustache de St. P., Bürger von Calais, rettete, nach der Sage, die Stadt vor dem Zorn Eduards III. von England, welcher als Preis ihrer Begnadigung 6 Edle verlangte, welche den Strick um den Hals, im Hemde u. barfuß zu ihm kommen u. sich ihm auf Gnade u. Ungnade übergeben sollten. Sie wurden vor den König gebracht u. durch Bitten der Königin begnadigt. Nach neueren Forschungen rieth S. im Interesse des Königs von England, welcher ihn später mit Gütern u. Ehren überhäufte, zu der Übergabe der Stadt u. setzte sie durch; er st. 1371; seine französisch gesinnten Erben wurden vertrieben u. ihrer Güter beraubt. 2) Charles Irenée, Castel Abbé de St. P., geb. 1658 in der Normandie, wurde 1702 Almosenier der Herzogin von Orleans u. wohnte 1712 dem Congreß zu Utrecht bei; er wurde 1718 wegen einer scharfen Kritik Ludwigs XIV. aus der Akademie gestoßen, lebte seitdem als Privatmann u. st. 1743 in Paris. Er wies auf die Nothwendigkeit einer politischen u. socialen Reform hin u. wollte die Streitigkeiten zwischen den Staaten statt durch Kriege vielmehr durch einen allgemeinen Gerichtshof entschieden wissen; er schr.: Annales politiques de Louis XIV., Lond. 1757, 2 Bde.; Project de la paix perpétuelle entre les potentates de l'Europe, Utr. 1713, 3 Bde. (fast in alle Sprachen übersetzt); Sur la polysynodie, 1718; Mémoire sur les pauvres mendians, 1724; Oeuvres politiques et morales, Rotterd. 1733, 3 Bde., ebd. 1729, 10 Bde., ebd. 1735–41, 16 Bde.; Oeuvres diverses, Par. 1729, 2 Bde.; Auszug als Rêves d'un homme de bien. 3) Jaques Henry Bernardin de St. P., s. Bernardin 1).

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 14. Altenburg 1862, S. 768.
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