Timbuctu

[601] Timbuctu, Stadt im nordwestlichsten Theile des Sudan (Inneres von Nordafrika), 21/2 Ml. vom linken Ufer des Niger entfernt, bedeutend als Haupthandelsplatz zwischen Marokko u. dem Sudan. Die Stadt liegt zwischen öden u. baumlosen Sandflächen u. hat etwa 20,000 Ew., meist Sonray's, Tuareks u. Fellata's; zur Zeit der Ankunft der Karavanen hat es 10–15,000 Ew. mehr. Die eigentliche Stadt bildet ein Dreieck, dessen Spitze nach Norden gerichtet ist; um diese herum liegen die Vorstädte Sankore, Bagindi, Sangiribir (mit der 1325 erbauten Hauptmoschee), Sane Gungu (der schönste Stadttheil, wo die Kaufleute aus Ghadames wohnen), Sara Kayna (mit der Wohnung des herrschenden Scheikh). Die Stadt hat einen großen u. einen kleinern Markt; die Häuser sind nur zum Theil aus Stein, zum Theil aus Lehm erbaut, in den Vorstädten gibt es auch noch viele Strohhütten. Außer dem aus der Sahara kommenden Salz, sind Gold u. Sklaven die Handelsartikel. Als Hafen der Stadt am Niger gilt Kabara. Obgleich die Stadt unter einem eignen Scheikh steht, welcher zugleich weltliches u. geistliches Oberhaupt der durchgängig muhammedanischen Bevölkerung ist, steht sie doch in einem gewissen Abhängigkeitsverhältniß zum Fellatastaate Massina (Hamd-Allahi). – Die Stadt soll nach einer Geschichte Siddi-Achmed-Baba schon 1118 von einem benachbarten König Soliman erbaut worden sein. Im 14. Jahrh. war sie Hauptstadt eines mächtigen Reiches. Von 1672–1727 war sie den Marokkanern unterworfen u. seit 1795 bald vom Könige von Bambarra, bald vom Herrscher des Haussa-Reiches abhängig. Als nach der Einwanderung der Fellata's die alten Reiche im Sudan zerfielen, hat sich T. wieder selbständig gemacht. Alle frühere Kunde über die Stadt, so vielfältig sie auch nach Europa gelangt war, blieb dunkel, da Keiner der Europäer, welche sie erreicht hatten (wie Major Laing 1826) zurückkehrte. Der Franzose René Caillié kehrte 1829 zwar aus T. nach Europa zurück, er war aber ohne Instrumente u. hatte anch in seiner Verkleidung als Muselmann während der beiden Wochen seines Aufenthaltes nicht hinreichend genau beobachten können. Erst Barth gelang es durch seinen Aufenthalt vom 7. September 1853 bis 8. Juli 1854 das Mysterium der Stadt aufzuklären.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 17. Altenburg 1863, S. 601.
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