Unzelmann

[269] Unzelmann, 1) Karl Wilhelm Ferdinand, geb 1. Juli 1753 in Braunschweig; betrat 1771 zuerst in Schwerin die Bühne u. spielte Anfangs jugendliche Liebhaber; 1775 als Komiker u. Sänger in Berlin engagirt, verließ er dieses Engagement wegen Streitigkeiten mit Döbbelin mehrmals, wo er 1781 in Hamburg u. 1784 in Frankfurt a. M. spielte, aber stets wieder nach Berlin zurückkehrte; 1814 wurde er Regisseur des Schau- u. Lustspiels, 1823 pensionirt u. st. 21. April 1832 in Berlin. 2) Friedrike Auguste Conradine, geschiedene Gattin des Vorigen, s. Bethmann 2). 3) Karl Wolfgang, Sohn der beiden Vorigen, geb. 1790 in Mainz, wurde von Goethe der Bühne zugeführt, zeichnete sich bes. in niedrig komischen Rollen aus, dabei besaß er in hohem Grade das Talent zu improvisiren u. Zeit- u. Localverhältnisse in seine Rollen zu mischen. Er trat zuerst in Weimar auf, seit 1821 in Dresden, Wien, Berlin, Darmstadt, Manheim, Mainz u. Frankfurt a. O., kam aber durch Verschwendung u. Trunksucht sehr herab u. ertränkte sich 1842 in Berlin. 4) August, Bruder des Vorigen, geb. 1792 in Berlin, war Mitglied des Berliner Hoftheaters bis an seinen Tod 1833. Er zeichnete sich bes. in einzelnen Charakterrollen u. komischen Partieen aus. 5) Karl Ludwig, Bruder des Vorigen, geb. 1797, widmete sich der Holzschneidekunst, in welcher er es zu einer großen technischen Vollkommenheit brachte. Er befreite sich allmälig von der älteren Stichmanier, wodurch es ihm möglich wurde seinen Schnitten weichere u. zartere Formen u. eine lebendigere Wirkung zu geben. 1843 zum Mitglied der Akademie in Berlin ernannt, erhielt er 1845 den Professortitel u. starb zu Wien auf einer Reise 29. Aug. 1854. Er hat eine Menge Arbeiten, namentlich zur Illustration von Geschichtswerken, geliefert, u.a. zu Raczynskis Geschichte der neueren deutschen Kunst, zu Kuglers Geschichte Friedrichs des Großen, zum Nibelungenliede nach Zeichnungen von Hübner u. Bendemann; unter den größeren Blättern ist zu erwähnen: Franz von Sickingens Tod u. Gutenberg (nach Menzel), 6) Bertha Wagner-U., Tochter von U. 4), geb. 19. Dec. 1822 in Berlin, betrat die Bühne 1842 in Stettin, wurde noch 1842 beim Königstädtischen Theater in Berlin angestellt, 1843 beim Hoftheater in Neustrelitz, 1844 in Bremen, 1845 in Leipzig, gastirte 1846 in Berlin u. wurde hier 1847 Mitglied des Hoftheaters. 1849 verheirathete sie sich mit dem Schauspieler Joseph Wagner, fand mit diesem lebenslängliches Engagement am Hofburgtheater in Wien, war dort bis 1854 thätig, wurde aber dann durch Kränklichkeit verhindert weiter aufzutreten u. starb 7. März 1858.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 18. Altenburg 1864, S. 269.
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