Vinci

[598] Vinci (spr. Wintschi), Leonardo da V., geb. 1452 in Vinci (Marktflecken im Thale Andorno des Gebiets von Florenz); natürlicher Sohn eines Notars der Signoria von Florenz, V. Piero; Maler, Bildhauer u. Architekt, Künstler von der umfassendsten Bildung u. Kenntniß u. liebenswürdiger Mensch. Sein Lehrer war Andrea Verrocchio, welchen er schon im Knabenalter übertraf. Er war eifrig bemüht die Kunst auf sichere Regeln zu bringen u. hat als Lehrer mehr noch, denn als Künstler unmittelbar gewirkt. Er trat 1482 in die Dienste Lodovico (il Moro) Maria Sforza's, Herzogs von Mailand, stiftete dort eine Kunstakademie, entwarf das Modell einer Reiterstatue Franz Sforza's u. malte für das Nefectorium der Dominicaner in S. Maria della Grazie daselbst das Frescogemälde des Abendmahls, sein berühmtestes Werk, leider jetzt aber durch seine Stelle in dem sehr feuchten Räume fast ganz zu Grunde gegangen. 1499 kehrte V. nach Florenz zurück, da sein Beschützer Ludovico die Herrschaft verloren, u. nun zeichnete er den berühmten Carton des Reitergefechtes im Wetteifer mit Michel Angelo, welcher lange Zeit Vorbild für alle Künstler war, aber endlich zerschnitten u. zerstreut worden ist. 1502 machte V. eine Reise durch Italien als Architekt u. Ingenieur des Valentine Borgia, welcher ihn mit Untersuchung seiner Festungen beauftragt hatte. 1507 war er wieder in der Lombardei, bes. mit dem Kanal der Martesana beschäftigt. 1509 baute er den Kanal von S. Cristoforo bei Mailand u. leitete die Decoration des Triumphzugs des Königs Ludwig XII. von Frankreich in Mailand, wurde auch Hofmaler des Königs, blieb aber in Mailand; 1511 u. 1512 war er in Florenz u. ging 1513 bei der Inthronisation Leo's X. nach Rom. 1515 war er bei Franz' I. Einzug in Mailand gegenwärtig, blieb in der Nähe dieses Königs u. ging 1516 mit demselben als sein Hofmaler nach Frankreich. Dort genoß er große Ehre u. st. am 2. Mai 1519 in St. Cloud (nicht in den Armen des Königs, wie die Sage geht, welcher an diesem Tage in S. Germain en Laye war). Von seinen Werken sind, außer dem Abendmahl, nur wenige auf uns gekommen, eine Anbetung der Könige u. sein Bildniß in der Florentinischen Gallerte, die Monna Lisa de la belle Feronnière im Louvre zu Paris. Das in der Dresdener Gallerte ihm von jeher zugeschriebene Bildniß ist der englische Goldarbeiter Morett von H. Holbein. 1851 wurde in Hannover ein berühmtes Bild V-s aufgefunden (eine nackte Leda mit zwei Knaben, einem Cupido u. dem Schwan), welches er auf Verlangen Lodovico's il Moro in der zweiten Hälfte des 15. Jahrh. zur Feier der Geburt von dessen Zwillingssöhnen malte. Von großem Werth ist sein Trattato sulla pittura, (Par, 1651, u. A. von Manzi, Rom 1817, 2 Bde.), u. die Ambrosianische Bibliothek in Mailand bewahrt noch viele ungedruckte Handschriften von ihm, wie es scheint hauptsächlich Gegenstände der höheren Mechanik betreffend. Vgl. C. Amoretti, Mem. storiche sulla vita, gli stadi e le opere di L. da Vinci, Mail. 1804; Rio, Léon. de Vinci et son école, Par. 1855.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 18. Altenburg 1864, S. 598.
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