Zend-Avesta

[573] Zend-Avesta (d.i. nicht nach Anquetil du Perron das lebendige Wort, sondern vielmehr die Auslegung der unmittelbaren Offenbarung), Name der gesammten heiligen Schriften der alten Parsen, in welchen die von Zoroaster (s.d.) verkündete Religion enthalten ist, u. welche Lieder, Gebete, Gesetze u. Sagen, oft in bunter Mischung, enthält. Die Echtheit dieser Schriften, d.h. als solcher, welche die alten Parsen schon besaßen u. dem Zoroaster zuschrieben, ist von Kleuker u. A. erwiesen worden, wenn auch Zoroaster selbst nicht von allen einzelnen Theilen der Verfasser ist, deren Entstehen vielmehr in einen Zeitraum von 1000 Jahren fällt. Diese Schriftstücke sind Fragmente der alten parsischen Religionsurkunden; diese selbst sollen bei Alexanders d. Gr. Zuge nach Persien vernichtet, die noch übrigen Fragmente aber später, als die Sprache schon todt war, aus dem Gedächtnisse niedergeschrieben worden sein. Der Z. besteht aus fünf Theilen (Noçk), a) der Vendidad (d.i. das von Gott gegebene Gesetz) enthält eine Übersicht der Sagen über den Urzustand u. die älteste Bevölkerung Irans, eine in 10 Geboten abgefaßte Haustafel für Ackerbau u. Viehzucht u. die Religionslehren, bes. über den Kampf des guten u. bösen Princips u. die Heiligkeit des Zoroastrischen Gesetzes. Die Eintheilung in 22 Fargards od. Capitel ist aus späterer Zeit u. zum Behuf der Vorlesungen bei religiösen Zusammenkünften gemacht. b) Izeschneh od. Yaçna, ein liturgisches Buch, enthält Loblieder auf die großen Mächte des Himmels u. Huldigungen der wohlthätigen Natur u. der Wirkungen ihrer vornehmsten Kräfte; auch historische u. geographische Bemerkungen sind eingestreut; c) Vispered, enthält Anrufungen der himmlischen Geister u. der Genien, welche der Natur vorstehen. Diese drei Noçk zusammen haben die parsischen Priester Vendidad-Sadé genannt. d) Die sogenannten Yeshts (J-Sadé), sind eine Sammlung Fragmente von Lobliedern u. Anrufungen der himmlischen Geister, theils in Zend, theils in Pehlwi; e) der Siruse, ist eine Art liturgischer Kalender, welcher die Anrufungen an die 30, den einzelnen Tagen des Monats vorstehenden Genien enthält. Ganz in Huzvaresch od. Pehlwisprache ist der Bundehesch geschrieben, eine Art dogmatisches Handbuch der Zoroastrischen Religion, ausgezogen u. übersetzt aus dem Vendidad, enthaltend Abhandlungen über den Ursprung der Wesen, den Kampf des guten u. bösen Princips, die irdischen Geschöpfe, den Urzustand des Menschengeschlechts, die Genealogie Zoroasters etc. Theilweis herausgegeben von E. Burnouf, Vendidad-Sadé, Par. 1830–43, Fol.; von J. Olshausen, Vendidad Zend-Avestae pars XX adhuc superstes, Hamb. 1829, 1. Heft; von J. Brockhaus, Yaçna, Vispered u. Vendidad, Leip. 1850; Chr. Lassen, Vendidadi capita quinque priora, Bonn 1852; von F. Spiegel, Wien 1853–58; von L. Westergaard, Kopenh. 1852–54; in Huzvareschsprache von Thonnelier, Par. 1857 ff.; Bundehesch von L. Westergaard, Kopenh. 1851; franz. von Anquetil du Perron, Par. 1771, 3 Bde.; deutsch von J. Kleuker, Riga 1777–86, 5 Bde.; im Auszug von Kleuker, Riga 1789, von Eckard, Greifsw. 1789, u. von Spiegel, Lpz. 1851 f., 3 Bde.; Pietraszewski, Zen-Dawasta expliqué d'après un principe tout-à-fait nouveau, Berl. 1858 ff., 2 Bde.; vgl. E. Burnouf, Commentaire sur le Yaçna, Par. 1833 ff.; Derselbe, Etudes sur les textes Zends, ebd. 1840–50; M. Haug, Zendstudien, im 7. u. 9. Bande der Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 19. Altenburg 1865, S. 573.
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