Brennen

1. Als alles brannte, brannte das Wasser nicht. Simrock, 1292.


2. Bald brennt ein Haus, aber langsam löscht man's aus.


3. Brennen dir am Rhein die Sohlen, musst du nicht Wasser aus der Donau holen.


4. Es brennt bei Zeiten, was eine Nessel werden will.Sailer, 149.


5. Gebrannt ist nicht gebraten.


6. Wann es brennt, bedarf man der Spritzen.


7. Wann es brennt, so löscht man mit Mist, hat man kein Wasser.

»Das bedeutet, dass Weiber Unfläte, Stallknechte u.s.w. zulassen, wenn, die sie gern hätten, ihnen nicht mögen werden.« (Geiler.)


8. Was di nüd brennt, so blos nüd. – (Tobler.)

Im Unterinnthal: Was mi nit brennt, dearf i nit bloas'n. (Frommann, VI, 36.) »Wer da will löschen, was ihn nicht brennt, der ohne Noth in sein Unglück rennt.« Die Alten mahnten in einer Anzahl Sprichwörter davon ab, sich unberufen in fremde Dinge zu mischen oder um Sachen zu bekümmern, die nicht zum Beruf gehören. Erasmus hat (S. 50, 51) deren einige [460] zusammengestellt: Bellum Cononi curae fuerit. (Mag Konon sich um den Krieg bekümmern.) In alieno choro pedem ponere. (Seine Beine in fremde Reigen [Tänze] mischen.) Ne depugnes in alieno negotio. (Kämpfe dich in fremden Dingen nicht zu Tode.) Quae supra nos, nihil ad nos. (Was über dich hinausliegt, geht dich nichts an.) Utere curru, de asinis nihil laborans. (Brauch deinen eigenen Wagen und lass fremde Esel in Ruh.) Von denen, die ihr eigenes Hauswesen vernachlässigten, um fremde Angelegenheiten zu besorgen, sagten sie: Stultior Morycho. (Er ist ein grösserer Narr als Morychos.)


9. Was dich nicht brennet, solt du nicht leschen.Agricola, I, 254; Egenolff, 159b; Guttenstein, I, 62; Simrock, 1278; Henisch, 405; Erklärung, 28; Zarnack, 72; Siebenkees, 6; Hermann, I, 13; Pistor., VI, 83; Mayer, II, 17.


10. Was dich nicht brennt, das brauchst du nicht zu löschen, sagte der Bauer und warf die Spritze ins Korn.


11. Was dich nit brent, das blass (lösch) nit. Franck, I, 3a, 7b; Simrock, 1286; Eiselein, 94; Mayer, II, 203.

Mische dich nicht unberufen in fremde Angelegenheiten.

Engl.: Don't scald your lips in an other man's pottage. – Scald not your lips with other folk's broth. – Fools will be meddling. (Bohn II, 94.)

Frz.: Ne te mêle pas de ce qui ne te regarde pas. – Ne te mêle pas des affaires d'autrui.

Lat.: In alieno choro pedem ponere. (Philippi, I, 90.) – Quod te non tangat, hoc te nulla tenus angat. – Tua quod nihil refert, percontari desinas. (Philippi, II, 224.)


12. Was einen nicht brennt, muss man nicht blasen.Kirchhofer, 151.


13. Was mich nicht brennt, sagte der Müller, das lösch' ich nicht. (Oberlausitz.)


14. Wat nit brennet, dat löske nit. (Westf.)


15. Wenn es brennt, vermisst man die Spritzen. Simrock, 9189.


16. Wenn's dich brennt, so blas'.Kirchhofer, 340.


17. Wer ruft, es brennt, hat halb gelöscht. Sprichwörtergarten, 352.


18. Wer selber brennt, kann andere nicht löschen.


19. Wer sich einmal brennt, wird das andere mal blasen.


20. Wos da brennt, wird noa verfaulen, sagte der Fleischer, als Feuer auf der Hose lag. (Hirschberg.)


21. Wo's nicht brennt, da raucht's nicht.

Frz.: Où n'y a feu n'y a fumée. (Leroux, I, 47.)


22. Woss mich nich brennt, dorf ich nich löschen.Robinson, 599.


*23. Das brennt wie das Clementinfeuer. (Meiningen.)


*24. Das brennt wie eine Nessel.


*25. Der muss einmal brennen und braten. Tendlau, 648.

Nämlich in der Hölle, er muss für seine Sünden büssen.


*26. Er brennt das Meer aus.

Der thörichte Arbeiter.


*27. Er brennt, man könnte eine Laterne mit ihm anzünden.

Vom heftigen Zorn.

Lat.: Lucernam accendere possis. (Erasm.)


*28. Er brennt wie das griechische Feuer.Geiler.


*29. Er brennt wie Stroh.

Von sehr Leidenschaftlichen (Zorn, Liebe u.s.w.).


*30. Er hat sich weiss gebrannt.

Rein gewaschen, durch feine Ausflüchte die Schuld abgewälzt.


*31. Es brennt ihm am Zagel wie Glut auf dem Nagel.


*32. Es brennt ihm unter den Füssen.

Er hat es sehr eilig, äussert grosse Ungeduld.


*33. Es brennt so heiss wie Haferstroh.


[461]

zu8.

»Was jn nit brennt, wer das will külen, muss frembde rauch vnd hitz offt fülen.« (Waldis, IV, 38.) – »Was dich nit brennt, das blass nit b'hendt.« (Hoek, 12b.)


zu9.

Dän.: Blues ey paa det deg ikke braender. Stak ey den brand deg ikke skjaender. (Prov. dan., 83.)


zu11.

Dän.: Det deg ikke braender, be höver du îkke at blaese paa. (Prov. dan., 89.)

Lat.: Tua quod nihil refert necures. (Plautus.) (Binder II, 3357; Fischer, 227, 44.) – Tua quod nihil refert procutari desines. (Terenz.) (Binder I, 1759; II, 3357; Schoenheim, F, 15; Froberg, 595; Philippi, II, 224; Seybold, 610.)


zu24.

Span.: Ser como unas ortigas. (Bohn I, 256.)


34. Alles brennt trocken gut, nur die Lampe nicht. (Westf.)


35. Was dich nicht brennt, das blase nicht – hot mancher a Weib, er mag se nicht. (Ulm.)


36. Was ein nid brennt, muss eine nid blose, lueg e jede ze sine Hose. (Luzern.)


37. Wat de nich brannt, brûkst du ök nich to löschen.Bueren, 1222.


38. Wat dich nit bråt, los âgelieschen.Schuster, 934.


39. Wer andere brennen will, versengt sich selbst.

Dän.: Hvo en anden skal broende skal sig selv taende. (Prov. dan., 88.)


40. Wo et net as, do brennt de Spass.Dicks, I, 7.


*41. Bei dem brennt's gleich an allen Ecken.


*42. Brân üüs Pak an Swâwel. (Amrum.) – Haupt, VIII, 357, 97.

Brennen wie Pech und Schwefel.


*43. Brennt's nicht, so glost's doch. (Oberösterr.)


*44. Brönn so gern as i bäte. (Solothurn.) – Schild, 72, 174.

Spruch beim Anzünden, wenn die Kerze nicht bald brennen will.


*45. Darauff het ich mich lassen brennen.Ayrer, II, 2028, 6.


*46. Das brennt wie a der liebwerder Christnacht.

So sagt man in Lusdorf bei Böhmisch-Friedland von einem schlecht brennenden Lichte, wobei es fast ganz dunkel ist, wie in der Christnacht zu Liebwerda, die dort gar nicht abgehalten wird. Christnacht heissen dort die ersten Weihnachtsmetten.


*47. Dât brät (brennt) mich net. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 194, 156.

Das geht mich nichts an.


*48. Dau wirst di brenne. (Ulm.)

Du wirst dich getäuscht sehen.


[1051] *49. Es brennt mir auf den Nägeln.Frischbier, I, 446.


*50. Es brennt wie Gift.Frischbier, I, 447.


*51. Es brennt wie höllisches Feuer auf den Nägeln.

Lat.: Ut fici oculis incumbunt. (Suidas.) (Erasm., 642; Philippi, II, 237.)

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 5. Leipzig 1880, Sp. 1051-1052.
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