Feld

1. Auf einem kleinen Felde wächst auch gut (oder: oft das beste) Korn.

Frz.: En petit champ croist bon bled. (Leroux, I, 39.)

Holl.: Op een klein veld wast goed koren. (Harrebomée, II, 367.)


2. Auf gepflügtem Felde ist gut säen.

Dän.: Godt at saae i tildreedt ager; at komme til duget bord. (Prov. dan., 18.)


3. Auf ungebautem Felde wächst nur Unkraut.

Lat.: Neglectis urenda filix innascitur agris. (Schulblatt, 488.)


4. Darnach man das Feld baut, darnach trägt es Früchte.Winckler, XV, 22.


5. Das feld hat augen, Die winckel vnd wäld ohrn.Franck, I, 79b; Eyering, I, 297 u. 726; Gruter, I, 10; Henisch, 1058; Petri, II, 59; Schottel, 1136a; Mathesy, 316b; Steiger, 414; Müller, 14, 2; Körte, 1347 u. 1670; Simrock, 2379; für Waldeck: Curtze, 334, 244; niederdeutsch bei Eichwald, 488.

Engl.: Fields have eyes and woods have ears. (Gaal, 443.)

Frz.: Les bois mêmes (les murs) ont des oreilles. (Gaal, 443.)

Holl.: De bosschen hebben ooren, en de velden oogen. (Harrebomée, II, 367.)

It.: Anche i boschi hanno orecchie. – Le siepi non hanno occhj, ma orecchie. (Gaal, 443.)

Lat.: Campus habet oculos, silva aures. (Eiselein, 166.)


6. Das Feld macht den Bauer zum Held.

Frz.: Tant vaut l'homme, tant vaut sa terre. (Lendroy, 1395.)


7. Das Feld muss gut bearbeit wer'n, so thuts Fürste un Grofe ernähr'n. (Kurhessen.)


8. Das feld muss schwecher sein dann der baur. Franck, I, 32b.


[975] 9. Das harzgeroder Feld1 trägt Korn oder Geld.

1) Das erzreiche harzgeroder Plateau.


10. Dat Feld hett Ôren un de Busk hett Ôgen. (Ostfries.) – Bueren, 91; Frommann, II, 536, 132.


11. Dat Feld is so kâl, man kann en Lûs mit de Schwêp (Peitsche) drup herumjagen. (Holst.) – Schütze, III, 65.

Von einem fruchtlosen oder abgemähten Acker.


12. Draussen im Felde sind die besten Weiden, sagte der Fuchs zu den Gänsen.

Holl.: Achter op het veld zijn de beste weiden, zei de vos, niet voor mij, maar voor de goede ganzen. (Harrebomée, II, 367.)


13. Ein Feld trägt nicht jede Frucht.

Dän.: En ager bær ei alt sæd. (Prov. dan., 18.) – En ager bær ikke alle slags frugt, alt sæd. (Prov. dan., 19.)


14. Es ist ein schlechtes Feld, von dem man nur den Samen (wieder) erhält.

Frz.: Bon champ semé bon bled raporte. (Leroux, I, 39.)


15. Es ist umsonst das Feld bestellt, wenn keine Sonne es erhellt.


16. Es wachsen nicht auf allen Feldern Disteln. Scheidemünze, II, 177.


17. Feld und Hag haben auch Ohren.Kirchhofer, 176.


18. Felder sehen, Wälder hören, drum gib Acht, man wird dich stören.


19. Grüne Felder auf Tiburtiustag (14. April) ziehen viel Getreide nach. (Euskirchen.) – Boebel, 20.


20. Man muss nicht auf fremdem Felde herumlaufen.

Wenn man jemand bemerklich macht, sich an seinem Platze zu halten und nicht anderer Eigenthum anzugreifen oder fremde Rechtsgebiete zu betreten.


21. Man muss sein Feld nicht zu fett düngen.

Dän.: Man kand og giøde sin ager for meget. (Prov. dan., 18.)


22. Nicht das Feld nährt, sondern der Acker.

Russ.: Ne pole kormit, no niva.


23. Ueber Feld kann man kein Zeugniss führen.Graf, 454, 466.

Der Richter konnte von gemeinkundigen Dingen nirgends Zeugniss geben als auf seiner Bank und in seinem Bezirk; und in Civilsachen war das zuständige Gericht dasjenige des Bezirks, in welchem sich der streitige Gegenstand befand.


24. Was man seinem Felde leiht, bekommt man mit Zinsen wieder.

Dän.: Det er godt at laane ageren, den giver god rente. (Prov. dan., 19.)


25. Was nützt ein Feld von Disteln, wenn man Weizen ernten will.Scheidemünze, II, 142.


26. Wenn das Feld zum Baue kommt, gibt es Zehent.Graf, 123, 326.

Der Zehnt konnte selbstredend nur vom angebauten Felde erhoben werden.

Mhd.: Wan daz feld zu buwe komet, so sol ez zehenden geben. (Grimm, Weisth., I, 169, 4.)


27. Wer auff dem felde zimmert, der muss auff dem felde wohnen.Henisch, 1062.


28. Wer das Feld will bauen, muss auf Sonn' und Boden schauen.

Dän.: I agerdyrkning skal altid agtes hvad hver stæd kand taale. (Prov. dan., 19.)


29. Wer kann das Feld mit Thoren verschliessen.

Niemand kann allen Leuten den Mund stopfen.


30. Wer täglich sieht nach seinem Feld, der findet täglich ein Stück Geld.


31. Wer von seinem Felde lebt und von seinem Vieh, lebt wie ein Graf, wird er nicht selber zum Schaf.

Dän.: Hvo som lever af ager og fæ, lever vel, om han ei selv bliver til fæ. (Prov. dan., 8.)


32. Wie Feld, so Ernte.


33. Wo das Feld schmal ist, da ist die Weide nicht breit.

Holl.: Dar het veld smal is, kan men niet breed gaan weiden. (Harrebomée, II, 367.)


*34. Auf deinem Felde.Eiselein, 166.

Lat.: In tua ipsius arena. (Eiselein, 166.)


*35. Das feld bauen.Henisch, 1057.

Lat.: Colere agrum.


*36. Das Feld behalten.

Siegen.

Holl.: Hij behoudt het veld. (Harrebomée, II, 367.)

Lat.: Palmam ferre, dextero vel amico Hercule pugnare.


[976] *37. Das feld verlieren.Henisch, 1057.

Lat.: Sinistro Marte pugnare.


*38. Das ist kein Feld für den Läufer.Burckhardt, 647.

Vom Schachbret entlehnt. Wenn jemand nicht den seinen Kräften entsprechenden Platz für seine Wirksamkeit einnimmt.


*39. Das ist nicht auf seinem Felde gewachsen. Tendlau, 127; Eiselein, 166.

Lat.: Non absque Theseo. – Non ex tua officina. – Non proprio Marte. (Eiselein, 166.)


*40. Das ist nicht mein Feld.

»Aber lassen sie mich nur erst in mein Feld kommen.« (Gellert.)


*41. Dat is noch in widen Felde.Eichwald, 487.


*42. Ein Feld voll Teufel.Grimm, III, 1479.

Voll Gift und Zorn. »Die Frau sah wie ein Feld voll Teufel aus.«


*43. Ein weites Feld vor sich haben.

Viel Raum für seine Wirksamkeit, noch viel Geschäfte.

Frz.: Il y a encore champ pour faire glane. (Lendroy, 839.)


*44. Einem freies Feld geben.Körte, 1346.

Raum für seine Thätigkeit; ihn gewähren lassen.


*45. Er ist auf allen Feldern bewandert.Grimm, III, 1479.

In allen Gebieten des Wissens bekannt.


*46. Er ist aus dem Felde geschlagen.

Holl.: Hij is uit het veld geslagen. (Harrebomée, II, 367.)


*47. Er ist hier ganz auf seinem Felde.


*48. Er ist vber feld.Henisch, 1057.

Nicht anwesend, zerstreut, in Gedanken versunken.


*49. Es gibt ihm ein Feld (Stück). (Rottenburg.)

Er arbeitet rasch vorwärts; es fleckt.


*50. Es ist ein schön Feld, aber es hat mehr Raden als Korn!


*51. Es ist noch viel Feld zur Nachlese da.

Es lässt sich noch ein kleiner Gewinn machen. Auch: Es lässt sich noch viel darüber sagen; der Gegenstand ist noch nicht erschöpft.


*52. Es steht noch im weiten Felde.Eiselein, 166; Körte, 1346.

Die Entscheidung ist noch fern, der Ausgang ungewiss. (Meinau, 44.)

Lat.: Adhuc in herbis est. (Cicero.) – Adhuc tua messis in herba est. (Eiselein, 166.)


*53. Etwas ins weite Feld spielen.

Machen, dass eine Sache lange nicht zu Stande kommt. Entweder vom Schachspiel entlehnt, wo man einen in die Enge getriebenen Stein ins weite Feld stellt, oder vom Maillespiel, wo die Kugel in die Weite getrieben wird.


*54. Frisch aos Feld, og nicht wêt noas. (Schles.) – Gomolcke, 391.

Spott auf die Vielthuer mit dem Munde.


*55. Hei heat einen1 öewert Feld schicket. (Büren.)

1) Nämlich: seiner Sinne. – Er ist zerstreut oder nicht bei gesundem Verstande.


*56. Im Felde bleiben.


*57. Ins blinde Feld hinein disputiren.Mathesy, 122b.

Von sinn- und zwecklosem Geschwätz.


*58. Sich auf (in) ein neues Feld werfen.

Lat.: In alieno foro litigare. (Philippi, I, 190.)


*59. Zu Felde ziehen.


[977]

60. Auf verhärtetes Feld wirkt selbst die Nieswurz umsonst.


61. Det Fiéld hurt Ûgen, der Bäsch hurt Juren. Schuster, 635.


62. Ein weiss Feld, darin ist schwarze Saat; manch Mann vorüber geht, der weiss nicht, was da staht.Brandenburger Schulblatt, XXIV, 647.

Die Schrift für den, der nicht lesen kann.


63. Nasses Feld braucht kein Wasser.Bertram, 42.


64. Pflüge niemals fremdes Feld, wenn deines noch ist unbestellt.Wunderlich, 12.


65. Wat up 'n Felte steit, höert noch nich mîne. Schambach, II, 441.

Trüglichkeit der Ernteaussichten.


66. Wenn das Feld arm ist, so sind die Bienen reich.Oekonomische Weisheit, 115.

»In nassen Jahren gibt es wenig Getreide, dagegen desto mehr Hedrich und anderes Unkraut, davon die Bienen reich und fett werden.«


67. Wenn das Feld rein gefegt, ist gut Korn darauf dreschen.


68. Wenn ich das Feld bezahlt habe, kann ich trommeln, wo ich will.


69. Wer fleissig schafft in Feld und Haus, kommt fahrlos mit der Venus aus.


70. Wer sein Feld in gutem Stande will sehn, muss täglich selber darauf gehn.Wunderlich, 8.


71. Wir han das Feld, Weissberg das Geld. Gottfried, 775a.


*72. Dean kann me in ölle drei Felder brauche, wie auf em Misthaufe.


*73. Feld geben.Frommann, V, 372, 11.

Zeit und Ort zum Kampfe oder auch zur Verhandlung eines Rechtsstreites gestatten und bestimmen.


*74. Mit jemand zu Felde liegen.Luther's Tischr., 147b.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 1. Leipzig 1867.
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