Venus

1. Bei Frau Venus und gutem Wein pflegt das Zipperlein zu sein.

Lat.: Nascitur ex Venere et Baccho solventibus artus filia, quae perdit membra, Podagra, virum. (Seybold, 328.)


2. Da schlag Venus zu, so darff Vulkanus eines Knechts weniger.Simplic., II, 7.


3. Eine Venus ist schön, sollte sie auch in Lumpen gehn.

Die Russen: In Purpur oder Linnen, eine Venus bleibt immer eine Venus. In Moskau meint man, eine Venus sei nackt am schönsten; man sagt sprichwörtlich: Die Nacktheit schadet der Venus nicht. Es ist ein ekler Gauch, der einer nackten Venus einen Mantel umhängt. Nichts hüllt die Schönheit besser ein, als die eigene Haut. Die Fleischfarbe kleidet die Dirnen am besten. Eine schönere Katja gibt es nicht, als die im fleischfarbenen Kleide. (Altmann VI, 405.)


4. Fraw Venus vnd das geldt regieren alle welt. Tappius, 111b; Gruter, I, 44; Petri, II, 313; Henisch, 1471, 17; Latendorf II, 14; Simrock, 10815; Eiselein, 616.

Lat.: Pecuniae obediunt omnia. (Suringar, CLXVIII, 16.) – Rebus in humanis regina pecunia nata est.


5. Fraw Venus vnd das Kartenspiel vnd gute gesellen kosten vil.Henisch, 1556, 62; Petri, II, 313.

Frz.: Parler de Vénus ou de Cupidon met la femme en seue et saison. (Leroux, I, 36.)


6. Unter dem Planeten Venus gelebt, im Wassermann gestorben.


7. Veneris Macht, Amoris Pracht, Martis Schwert haben manchem G'sellen den Beutel g'leert. (Oesterreich.)


8. Venus bulet gern mit Mars.Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 41.


[1524] 9. Venus ist eiteln (hoffärtigen, stolzen) Leuten günstig.

Holl.: Den stouten is Venus gunstig. (Harrebomée, II, 360a.)


10. Venus ist niemals höflicher als beim Wein, und Cupido nie offenherziger.Chaos, 220.


11. Venus leidet Noth ohne Wein und Brot.Bücking, 191; Blum, 603.

Wo der Hunger einkehrt, nimmt die Glückseligkeit des Lebens ein Ende. Wer keine Familie ernähren kann, soll nicht heirathen.


12. Venus muss blind sein, sonst ginge niemand in den Ehestand ein.Sutor, 427.


13. Venus und Bacchus gehen gern miteinander einher, machen den Kopf dick und die Taschen leer.

Holl.: Venus en Bacchus zijn rare guiten, zij maken het hoofd op hol en plunderen de duiten. (Harrebomée, II, 369a.)


14. Venus vnd Bacchus haben kein Scham. Petri, II, 565.


15. Venus vnd jhr Kind sind beide blind.Petri, II, 849.


16. Vor der Frau Venus geile Sucht die best Arzney ist schnelle Flucht.Chaos, 496.


17. Vor einer Venus kniet man nicht.

Die Venus heisst im Russischen: Behepa.


18. Was Venus hat gefügt, muss oft der Knüppel scheiden.

Holl.: Wat Venus voegt, dat scheidt de knuppel. (Harrebomée, II, 369a.)


19. Wen die Venus verlässt, der muss seine Lust beim Bacchus suchen.


20. Wenn Frau Venus einem jhre Brille aufsetzt, so meint einer, ein Möhren (Mohr) sei ein Engel.Lehmann, 466, 88.


21. Wenn Venus jhr gespiel, die Gratia nicht bey sich hat, so ist sie wie ein Bauernmagd. Lehmann, 871, 40; Eiselein, 257.


22. Wer der Frau Venus Gunst will erben, muss kühnlich wagen und klüglich werben.

Holl.: Die in vrouw Venus hof wil wandelen moet stout verzoeken, zachtjes handlen. (Harrebomée, II, 369a.)


23. Wer mit Venus in Freud wil leben, muss jhr Essen vnd trincken geben.Eyering, III, 510.


24. Wer sich gibt Fraw Venus Spiel, der find Noth vnd leidens viel.Petri, II, 759.


*25. Der Venus räuchern (opfern).

Frz.: Encenser sur l'autel de Venus. – Sacrifier à l'autel de Venus. (Kritzinger, 268b u. 629b.)


26. Venus, die Göttin, sehr ergrimt, wenn ein alter eine junge nimt; denn nicht ungereümters sein kann als ein junges Weib und alter Mann.Schade, Monatsblätter, VI, 128.


27. Venus passt nicht unter die Apostel.Klencke, Die deutschen Pharisäer, I, 124.


28. Wenn Venus die Alten verlässt, suchen sie ihre Lust bei Bacchus.Wirth, I, 13.


*29. Der Venus ein Schwein opfern.

Jemand ein Geschenk geben, das ihn verletzen muss. Das Schwein war der Venus verhasst, weil ihr geliebter Adonis durch einen Eber zerrissen wurde.

Lat.: Veneri suem immolavit. (Erasm., 655.)

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 5. Leipzig 1880, Sp. 1787.
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