Flöte

1. Auf der Flöte gewonnen, auf der Trommel von dannen.


2. Besser mit der Flöte regieren, als des Vogtes Peitsche führen.


3. Die Flöte klingt süss, aber weit süsser eine freundliche Rede.


4. Flaüten da sitt huole Pipen, kü'ern1 es kain Gelt. (Iserlohn.) – Woeste, 68, 74; hochdeutsch bei Simrock, 2568.

1) Sprechen, schwatzen. (Vgl. Frommann, IV, 269, 10; V, 138, 24.)


5. Fleuten sünd hale (hohle) Pîpen.Richey, 63; Schütze, I, 326; Frommann, V, 427, 460; Bueren, 465; für Rastede: Firmenich, III, 26, 1.

Um zu sagen: Damit ist's nichts, das ist Wind.

Holl.: Fluiten zijn holle pijpen. (Harrebomée, I, 193.)


6. Ja, Fleuten, Fleuten, sünd dat ôk Pîpen1. (Oldenburg.) – Firmenich, I, 232, 32.

1) Der Volkswitz nimmt Fleiten oder Fleuten als Mehrzahl von Fleit (Fleuth), Flöte, und fügt scherzhaft erklärend hinzu: sind hohle Röhren. (Vgl. Frommann, IV, 131, 62.) – Verspottender Zuruf beim Mislingen einer Sache.


7. Kannst du die Flöte blasen, so lass den Kindern ihre Pfennigpfeifen.


8. Was Flöte und Geige gewonnen, das holt der Teufel mit der Trommel.

Frz.: Ce qui vient de la flûte retourne an tambour. (Lendroy, 762.)

Dies französische Sprichwort hat nach Lendroy folgenden Ursprung. Mouret von Avignon war schon in einem Alter von 20 Jahren der ausgezeichnetste Flötenspieler seiner Zeit und dabei höchst liebenswürdig und einnehmend. Die Herzogin von Maine ernannte ihn daher zu ihrem Kapellmeister und kurze Zeit darauf zum Musikdirector am italienischen Theater mit einem Jahrgehalt von 5000 Livres. Mouret vergass sich aber eines Tags gegen die Herzogin so sehr, dass sie ihn sofort entliess und seine Stelle mit dem Sohne eines Trommelschlägers vom Regiment besetzte und ihm alle Einkünfte des Vorgängers liess. Als mehrere Personen das Unglück Mouret's beklagten, ohne den Grund davon zu wissen, bemerkte ein Witzling: »Was mit der Flöte kommt, geht mit der Trommel fort.« Dieser Ausspruch gefiel so, dass er in ein Sprichwort überging, um zu sagen, dass dasjenige, was auf eine verdächtige Weise erworben wird, kein Glück bringt.

Holl.: Wat fluit en vedel vergaderen, wordt door de trommel weêr versmeerd. (Harrebomée, I, 192.)


9. Wer nicht Flöte blasen kann, muss Zither spielen.


*10. Das ist eine alte Flöte.


*11. Die deutsche Flöte spielen.Wurzbach II, 336.

So sagten im Mittelalter die Franzosen, um tüchtiges Zechen zu bezeichnen. Es war nämlich damals eine lange Art von Gläsern verbreitet, welche von den Franzosen Flöte genannt wurden. Die Deutschen erschienen nun als tüchtige Flötenspieler, da sie diese Flöten oft genug an den Mund setzten.

Frz.: Boire comme un templier. – Jouer la flûte de l'Allemand.


*12. Mit der Flöte regieren.

Mild herrschen. – »In meinen Träumen«, sagt der Tatarenkhan Krim-Girai zu dem Gesandten Friedrich's des Grossen, Freiherrn von Goltz, »hab' ich oft die sanfte Flöte Euers Friedrich zu mir herüberschallen [1078] hören, und dann dacht' ich stets: das Abendland muss glücklich sein, wo die Könige mit der Flöte regieren können.« (Vgl. Krim-Girai von Th. Mundt, Berlin 1855.)


*13. Seine Flöte stimmen.

Seine Massregeln nehmen, sich anschicken, sich auf etwas gefasst machen.


*14. Wie eine Flöte ohne Klappen. (Altgr.)

Von geist- und herzlosen Menschen.

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 1. Leipzig 1867, Sp. 1078-1079.
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