Raimund, Fürst von Montecuculi

[166] Raimund, Fürst von Montecuculi, zuletzt Römisch-kaiserlicher General-Lieutenant, Ordensritter des goldnen Vließes und Fürst von Amalfi, der größte Oestreichische General vor Eugen, wurde 1628 zu Modena geboren. Er focht schon im dreißigjährigen Kriege mit großem Ruhm, und sein erstes Meisterstück war die Entsetzung der von den Schweden belagerten Schlesischen Festung Namslau, 1645; er wurde aber bald von den Schweden gefangen genommen, nach Stettin gebracht und erst nach zwei Jahren ausgewechselt. In seiner Gefangenschaft studirte er die Kriegskunst, besonders aus den Alten, nebst andern Wissenschaften mit dem unermüdetsten Eifer, und erwarb sich dadurch große militairische Kenntnisse, die er nachher selbst als Schriftsteller zeigte. Nach seiner Befreiung schlug er 1646 die Schweden bei Tribel, und nahm 1648 mit der Armee des gebliebenen Feldmarschalls Holzapfel einen sehr vortheilhaften Rückzug, [166] welchem bald der Westphälische Friede folgte. Der Kaiser schickte ihn hierauf 1657 dem König von Pohlen wider den Fürsten Ragotzy und die Schweden zu Hülfe: er schlug erstern bald zurück, und vertrieb dann die Schweden aus Pohlen und Holstein, wohin das kaiserliche Heer zu Folge der Alianz mit Dänemark eilte; ja er verjagte das Schwedische Heer aus allen Dänischen Staaten, und kehrte dann in die Oestreichischen Erblande zurück, um neue Lorbern gegen die Türken zu erringen, die er überall, besonders 1664 in der Schlacht bei St. Gotthard, überwand und zum Frieden nöthigte. Allein nie zeigte er sich größer als im Kriege gegen die Franzosen, in welchem er 1672 bis 1675 commandirte. Er machte viele fremde Fehler gut, und stand 1675 am Rhein mehrere Monathe hindurch gegen Türenne über. Beide Helden boten hier alle Kräfte auf, um sich durch Märsche und versteckte Pläne zu hintergehen; aber keiner ließ es zum Treffen kommen: und ganz Europa erklärte sie damahls für die größten und erfahrensten Feldherren, die je gegen einander gestanden hätten. Türenne blieb endlich in eben diesem Jahre, und Montecuculi trieb sein Heer zurück. Allein sein größter Feldzug sollte auch sein letzter sein; er starb 1680 zu Linz an den Folgen einer Wunde, die ihm ein herab gestürzter Balken verursacht hatte. Er war einer der größten Taktiker, die je existirt haben: und man kann ihn mit dem Römischen Feldherrn Fabius und mit Daun vergleichen; denn so wie sie, zauderte er, ehe er etwas unternahm, und überlegte jede Kleinigkeit, ließ aber doch keinen günstigen Umstand unbenutzt.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 3. Amsterdam 1809, S. 166-167.
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