Die Drusen

[300] Die Drusen, eine Völkerschaft in Syrien in den Gebirgen des Libanon, welche einen District von ungefähr 55 Quadratmeilen bewohnt, und von 160,000 Einwohnern auf 40,000 streitbare Männer unter sich zählt. Zu Ende des 16 Jahrhunderts fing dieses kleine Volk an, in Europa Aufsehen, und besonders auch wegen der Religion, aus welcher sie ein groß Geheimniß machten, zu erregen. Diese war aber weiter nichts, als ein Gemisch der sadducäischen, samaritanischen und mahomedanischen Religionssecten. Die Drusen hatten seither unter mehreren Scheiks oder Herren gestanden; Ibrahim aber wollte sie unter Einem Oberhaupte wissen, welcher als Statthalter aus der Nation selbst genommen wurde. Eben dadurch bekam nun aber dieser Befehlshaber die ganze Macht seiner Nation in die Hände, und ward auf diese Art den Türken gefährlich, so daß die Drusen in den ersten Jahren des 17. Jahrhunderts unter dem berühmten Emir Fakreldin (gewöhnlich Fakkardin) den höchsten Gipfel ihrer Macht erreichten; allein da dieser 1631 zu Constantinopel strangulirt wurde, so kamen sie, obgleich man ihnen andere Fürsten gab, dennoch nie wieder zu ihrem vorigen Ruhm. Zwar machten sie im J. 1773 noch einen Versuch, um in Vereinigung mit den Russen sich loszumachen; allein sie mußten bald wieder in das vorige Verhältniß mit den Türken zurückkehren. – Sie stehen denn nun unter Emirs (Fürsten) und diese wieder unter einem [300] Großemir, sind der Pforte tributhar, aber fast ganz unabhängig, und treiben Feld, Wein- und Seidenbau. In Ansehung ihrer Religion theilt man sie in zwei Gattungen: in Weise (Akales, Gelehrte oder Eingeweihte) und in Weltliche (Djahel oder Laien, Unwissende, Uneingeweihte); sie besuchen übrigens christliche und mahomedanische Kirchen, haben aber eigne Symbole und gottesdienstliche Personen Wer mehreres von ihnen zu lesen wünscht, findet in Worbs Gesch. u. Beschreibung des Landes der Drusen, Görlitz 1799, Befriedigung.

Quelle:
Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 7. Amsterdam 1809, S. 300-301.
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