Drüsen

[602] Drüsen sind Absonderungsorgane des menschlichen und thierischen Körpers, die meist eine länglichrunde Gestalt haben, aus größern oder kleinern Abtheilungen, sogenannten Lappen, zusammengesetzt, mit besondern häutigen Hüllen umgeben und mit vielen Gefäßen, Nerven und verzweigten Ausscheidungsgängen versehen sind, welche in die Hautbedeckungen oder im Innern des Körpers gelegene Kanäle einmünden und diesen die von ihnen abgesonderte Flüssigkeit zuführen. Man unterscheidet vollkommene und unvollkommene Drüsen, von denen die erstern einen oder mehre Ausführungsgänge haben, durch welche die in ihnen abgesonderte Flüssigkeit in eine Höhlung oder zu der Oberfläche des Körpers geführt wird und die man einfache nennt, wenn sie einfache, ungetheilte Ausführungsgänge besitzen. Diese ähneln kleinen, runden oder länglichen, mit weichen, gefäßreichen Wänden versehenen Säckchen und zu ihnen gehören die Hautdrüsen und die einfachen Schleimdrüsen, welche letztere nur in den Schleimhäuten vorkommen und verschiedene Größe und Gestalt haben. Zusammengesetzte Drüsen werden dagegen die genannt, deren Ausführungsgang sich in immer kleiner werdende Äste theilt, die von Blut, Lymphgefäßen und Nerven umgeben sind und mit blinden, mitunter angeschwollenen Enden aufhören. Von diesen gibt es wie der zwei Arten, nämlich zusammengehäufte Drüsen, welche deutlich aus Lappen, Läppchen und Körnern bestehen, wie z.B. die Thränendrüsen, die Speicheldrüsen des Mundes, die Bauchspeicheldrüse, die Mandeln, die Milch- oder Brustdrüsen und andere, welche diese Lappen, Läppchen und Körner nicht deutlich wahrnehmen lassen und mit einer eigenthümlichen Hülle fest umkleidet sind; dahin gehören unter andern die Leber, die Nieren und die Hoden. Die unvollkommenen oder sogenannten Gefäßdrüsen bestehen aus Blut- und Lymphgefäßen, Nerven und Zellgewebe, sind an ihrer Oberfläche von einer besondern Haut umgeben oder liegen in lockerm Zellstoffe und haben keinen Ausführungsgang, sondern die in ihnen bereiteten oder in ihrer Mischung veränderten Säfte werden durch Lymphgefäße und Blutadern ausgeführt. Drüsen dieser Art sind: die Lymph- oder Saugaderdrüsen und die sogenannten Blutdrüsen, wie z.B. die vor dem Kehlkopfe gelegene Schilddrüse, die Milz, die Nebennieren u.s.w. Die Drüsen sind vorzugsweise vielen Krankheiten, insbesondere Entzündungen, denen oft Vereiterungen und Verhärtungen folgen, ausgesetzt, namentlich im Kindesalter, sowie in dem Zeitraume der sinkenden Lebenskraft, deren Behandlung stets große Vorsicht erfodert. – Von Pferden, Maulthieren und Eseln sagt man, sie sind von der Drüse oder Druse befallen, wenn sie an einer dem Schnupfen der Menschen ähnlichen Krankheit leiden, welche oft Geschwulst der Drüsen an den Kinnbacken, Husten und Beulen begleiten. Die Thiere bedürfen der Schonung in diesem Zustande, der bei zu langer Dauer oft in den Rotz übergeht. Ein aus bittern und gewürzhaften Kräutern, Salzen und ähnlichen Stoffen bereitetes Pulver, das gewöhnlich drusenkranken Pferden unter das Futter gegeben wird, heißt davon Drusenpulver.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 602.
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