Blattlaus

[260] Blattlaus (die), auch Neffe genannt, ein kleines, sehr schädliches, allein seiner Gewohnheiten wegen sehr merkwürdiges Insekt, das an den jungen Trieben der Rosen-, Hollunder- und anderer Sträucher in außerordentlicher Menge zu finden ist. Die gewöhnlichen Blattläuse sehen grün aus, doch gibt es deren von beinahe allen Farben. Die Männchen allein haben Flügel, alle aber einen Saugrüssel, den sie in die Blätter oder Schößlinge einbohren, lange in derselben Öffnung stecken lassen und der Pflanze den Saft aussaugen. Sie hemmen dadurch das Wachsthum derselben und führen selbst ihr Absterben herbei. Im Frühjahr entstehen die ersten aus den Eiern, welche von dem Weibchen im letzten Herbste an die Gewächse gelegt worden sind. Es sind dies lauter Weibchen, welche nach einiger Zeit, ohne sich gepaart zu haben, lebendige Junge mit solcher Schnelligkeit gebären, daß an 20 in einem Tage zur Welt kommen und oft aus dem noch nicht völlig geborenen schon ein Junges wieder hervorsieht. Diese Zeugungen wiederholen sich mehrmals bis zum Herbste, wo endlich bei der letzten auch Männchen zum Vorschein kommen, die sich mit den Weibchen begatten. Letztere legen hierauf Eier, welchen der Winter nichts schadet und im nächsten Sommer erneut sich dadurch ihr Geschlecht. Am Hintern haben die Blattläuse zwei kleine Röhren, aus denen sie einen süßen Saft absondern, welchem die Ameisen und Bienen nachgehen und den man Honigthau nennt. Es gibt eine Menge Mittel zur Vertilgung dieses schädlichen Insekts, von dem auch der Mehlthau herrührt, allein außer der Asche und dem Versenken der Gewächse auf einige Stunden ins Wasser sind es meist solche, welche auch den Pflanzen nachtheilig sind. Zur Vertilgung der Blattläuse tragen jedoch eine Menge Vögel, die Larven mehrer Schlupfwespen und Fliegen, vorzüglich aber die der Blattlauskäfer oder Coccinella bei, welche auch Marienkäfer, Gotteskügelchen, Sonnenkindchen heißen. Diese kleinen Käfer erscheinen sehr zeitig im Frühjahr, sind oben kugelig, unten platt gestaltet und leben nur von Blattläusen. Der bekannteste davon ist der Siebenpunkt, von sieben schwarzen Punkten auf seinen rothen Flügeldecken so genannt. Es gibt gegen 200 Arten von Blattlauskäfern und besonders sind die gemäßigten Zonen reich daran. – Blattwespen, auch Sägewespen, sind wespenähnliche Insekten mit großem Kopfe, meist plattem Leibe und flach aufliegenden Flügeln, die ihren Namen von dem künstlichen Stachel der Weibchen haben, mit dem sie in Blätter oder andere weiche Pflanzentheile Löcher stechen oder auch sägen, um Eier hinein zu legen. Die daraus entstehenden Larven gleichen Raupen mit vielen Füßen, die meist den Hinterleib etwas eingerollt tragen und einen großen herzförmigen Kopf mit zwei deutlichen Augenpunkten haben. Sie nagen die Blätter ab und man sieht häufig dergleichen auf den Rosenblättern, auf Stachelbeer- und Berberisbüschen, welche sie ganz kahl fressen. Am schädlichsten werden aber die zolllangen, grauen, schwarzgetüpfelten Raupen der Kiefernblattwespe, indem sie oft ganze Waldungen ihrer Nadeln berauben und dadurch Veranlassung zum Absterben der Bäume geben.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 260.
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