[298] Borgia (Cäsar), zweiter Sohn Papst Alexander VI. (s.d.), berüchtigt durch die Besonnenheit, mit der er Böses that und das Heiligste zu seinen ehrgeizigen Zwecken misbrauchte. Sein Vater hatte ihn mit der Cardinalswürde bekleidet, aber B. legte dieselbe nieder, nachdem er 1497 seinen ältern Bruder Johann hatte ermorden lassen, um sich dessen Herzogthum Benevent anzueignen. Wald darauf begab er sich als röm. Prinz nach Frankreich, um Ludwig XII. die erbetene Scheidungs- und Dispensationsbulle zu überbringen und wurde von diesem mit dem Herzogthume Valentinois beschenkt. Unter Beihülfe seines Vaters suchte er durch Gift, Dolch und offene Gewalt ein ital. Fürstenthum nach dem andern an sich zu bringen, um sich zum Herrn von ganz Italien zu machen. Allein seines Vaters plötzlicher Tod (1503) verhinderte B.'s Erhebung zum König von Romagna und brachte zugleich alle seine Gegner unter die Waffen. B. mußte nach Neapel flüchten und wurde von da gefangen nach Spanien gebracht, entfloh aber nach zweijähriger Hast zu seinem Schwager, dem Könige von Navarra. Er fand hier eine gute Aufnahme, begleitete ihn 1517 in den Krieg gegen Castilien und fand bei der Belagerung eines Schlosses den Tod. Bei aller moralischer Verdorbenheit war B. Beschützer der Künste und Wissenschaften, tapfer im Kriege und besaß eine Beredtsamkeit, welche selbst Personen täuschte, die seine Ränke kannten. – Cäsar's Schwester, Lucretia, schön und liebenswürdig, Künsten und Wissenschaften nicht minder hold als ihr Bruder, war zugleich als Giftmischerin und als das ausschweifendste Weib ihrer Zeit berüchtigt. Sie wurde zuerst mit Giovanni Sforza, Fürsten von Pesaro, vermählt und als dieser sie wegen ihres unerlaubten Verkehrs mit ihren Brüdern und ihrem Vater verlassen hatte, vermählte sie der letztere mit Alfons von Aragonien, den aber ihr Bruder Cäsar 1501 ermordete, worauf sie die Gemahlin von Alfons von Este, nachmaligen Herzogs von Ferrara, ward und als solche 1520 starb.