Canstein

[376] Canstein (Karl Hildebrand, Freiherr von), Stifter der nach ihm benannten Bibelanstalt, genießt als eifriger Verbreiter [376] christlichen Geistes und Sinnes in ganz Deutschland eines wohlverdienten Ruhmes. Im Brandenburgischen 1667 geboren, verlebte er seine frühern Jahre theils auf Reisen, theils in Hof- und Kriegsdiensten seines Kurfürsten. Durch Krankheit genöthigt, seinen Abschied zu nehmen, wandte er sich nach Halle und kam hier in Berührung mit Spener und Franke, woraus sich die innigste Verbindung unter diesen Männern entwickelte. Von ihnen zu einem lebendigen, thatkräftigen Christenthume begeistert, dem Gegensatze der damaligen, das Leben oft vernachlässigenden Schultheologie, widmete er Kräfte und Vermögen der Erweckung und Ausbreitung eines fruchtbringenden Glaubens. Zu dem Ende gründete er die mit den Franke'schen Stiftungen in Halle verbundene Canstein'sche Bibelanstalt, welche durch wohlfeile Bibelausgaben das große Beispiel gab, wie auch den niedrigsten und ärmsten Classen die heilige Schrift zugänglich zu machen sei. C. versuchte sich auch als Schriftsteller und bat eine »Harmonie der Evangelien,« sowie seines Freundes Spener Leben geschrieben, das aber erst nach seinem Tode erschien, der 1719 zu Halle erfolgte, wo auch die Franke'schen Stiftungen Erben von C.'s Nachlaß wurden.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 376-377.
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