Friedrich August II.

Friedrich August II.

[119] Friedrich August II., regierender König von Sachsen, geb. am 18. Mai 1797, ist der älteste Sohn des Prinzen Maximilian, des jüngern Bruders des Königs Anton (s.d.) und der ersten Gemahlin desselben, einer Prinzessin von Parma.

Der Prinz erhielt seine erste Erziehung unter den Augen seiner Mutter, die ihm aber schon im 7. Jahre durch den Tod entrissen wurde, und nachher zusammen mit seinen Brüdern Clemens und Johann von einer Auswahl ausgezeichneter Lehrer. 1809 und 1813 mußte er, durch das Kriegsunglück gezwungen, mit der kön. Familie Dresden verlassen, und hielt sich das erste Mal in Leipzig und Frankfurt [119] a. M., das zweite Mal in Prag auf. Darauf begab er sich nach dem Willen seines kön. Oheims 1815 mit seinem Bruder Clemens nach dem östr. Hauptquartier, kam mit demselben nach Paris und hielt sich hier und später in Karlsruhe, Stuttgart und München längere Zeit auf, Nach Dresden zurückgekehrt, beschäftigte sich der Prinz eifrig mit allen Studien, die geeignet schienen, zum würdigen Regenten vorzubereiten. Öffentliche Thätigkeit gewann er seit 1818, wo er Generalmajor wurde und seit er von 1819 an den Sitzungen des Geheimenraths beiwohnte. Drei Jahre später wurde er Chef einer Infanteriebrigade und wirkliches Mitglied des Geheimenraths. Seine Vorliebe für die schönen Künste bewog ihn 1824 zu einer Reise über Belgien und Holland nach Paris und 1828 nach Italien, und fortwährend bewies er dieselbe durch die Unterstützungen, die er einheimischen Künstlern zufließen ließ und durch Anlegung einer trefflichen Kupferstichsammlung. Eine noch größere Wirksamkeit erhielt er im Jahre 1830 bei Gelegenheit der Volksaufstände, die, angeregt durch die damals über ganz Europa sich verbreitende unzufriedene Stimmung und eine Menge in Sachsen noch bestehende veraltete Einrichtungen zum Vorwand nehmend, Leipzig und Dresden beunruhigten. Er hatte kurz zuvor den Oberbefehl über das gesammte sächs. Militair übernommen, als die Unruhen ausbrachen. Mit dem schönen Wahlspruche: Vertrauen erweckt Vertrauen! trat er in die Mitte des sächs. Volkes, auf dessen Treue das sächs. Fürstenhaus bauen konnte, und als König Anton ihn am 13. Sept. zu seinem Mitregenten ernannte, wohl fühlend, daß sein Greisenarm zu schwach wäre, allein das Werk einer zeitgemäßen Umbildung Sachsens zu bewerkstelligen, begrüßte ihn das Volk mit lautem Jubel. Prinz Maximilian, der edelmüthige Vater, hatte zu Gunsten seines Sohnes auf die. Thronfolge verzichtet, und alle Misstimmung des Volkes mußte der freudigsten Hoffnung auf die Zukunft weichen, als es eine so aufopfernde Bereitwilligkeit bei seinen Fürsten erblickte, welche Hoffnung ihre nächste Erfüllung in der bald darauf ertheilten neuen Verfassung des Königreichs fand. (S. Sachsen.) Nach einer dreijährigen kinderlosen Ehe mit der Erzherzogin Karoline von Oestreich, welche 1832 durch den Tod getrennt wurde, vermählte sich F. 1833 mit Maria, einer Schwester des regierenden Königs von Baiern. Nach dem am 6. Juni 1836 erfolgten Hinscheiden des Königs Anton bestieg F. den sächs. Thron. Durch Wort und That bezeugte er, daß seine einzig auf das Beste des Vaterlandes seit Übernahme der Mitregentschaft gerichtete Regierungsweise auch als König von ihm beibehalten werden würde, und einen der schönsten Beweise, wie sehr er wünsche, daß inniges Vertrauen zwischen Regenten und Volk in Sachsen immer mehr herrschend werden möge, gab er durch Anordnung öffentlicher Audienzen, in welchen es dem geringsten Unterthan vergönnt ist, Bitten und Beschwerden seinem gütigen Monarchen vorzutragen.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 119-120.
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