Friedrich August I.

[119] Friedrich August I., erst Kurfürst, dann König von Sachsen 1763–1827, geb. am 23. Dec. 1750 in Dresden, war der älteste Sohn des Kurfürsten Friedrich Christian. Da er bei seines Vaters Tode erst 13 Jahre alt war, so führte sein Oheim Xaver noch bis 1768 die Vormundschaft über ihn und war zugleich Administrator des Landes. F. war ein Fürst von der streng tugendhaftesten Gesinnung, der mit unabänderlicher Festigkeit vor Allem nach dem Ruhme der Gerechtigkeit strebte, daher ihm seine Unterthanen auch mit Recht den Beinamen »des Gerechten« gaben. Er liebte ungeprüfte Neuerungen nicht, weil er an traurigen Beispielen sah, welche schlimme Folgen dieselben nach sich ziehen; daher suchte er das Alte in Kraft und Ansehen zu erhalten und machte nur solche neue Einrichtungen und Stiftungen, deren heilsamer Erfolg sich mit Gewißheit voraussehen ließ. Namentlich hoben sich unter ihm der Bergbau, das Forstwesen, der Handel, das Fabrik- und Manufacturwesen Sachsens und Landbau und Viehzucht; die Schäfereien Sachsens zeichneten sich vor allen übrigen aus. Gesetzgebung und Gerechtigkeitspflege erhielten wesentliche Verbesserungen. Er nahm am bair. Erbfolgekriege und nachher am deutschen Fürstenbunde Theil und schlug die ihm 1791 erblich angetragene poln. Königskrone aus. Am Kriege gegen Frankreich nahm er anfangs nur als deutscher Reichsstand Theil, als aber das deutsche Reich aufgelöst worden war, vereinigte er sich mit Preußen zu dem Kriege gegen Frankreich, welcher den unglücklichsten Ausgang durch die Schlachten von Jena und Auerstädt nahm. Da für den Augenblick Preußens politischer Einfluß durch diesen Krieg vernichtet war, so wurde es F.'s Pflicht, zur Erhaltung seines eignen Landes mit Frankreich Frieden zu schließen und mit möglichst großem Vortheil der neuen Gestaltung der Dinge sich anzuschließen. Der Friede mit Napoleon kam am 11. Dec. 1806 zu Stande und F. trat hierauf dem Rheinbunde bei und nahm den Titel eines Königs von Sachsen an. Noch näher wurde sein Interesse mit dem Frankreichs verknüpft, als er im Frieden von Tilsit 1807 das Herzogthum Warschau erhielt. Als der Krieg gegen Östreich 1809 ausbrach, stellte er nur den pflichtgemäßen Truppenantheil, ging aber, da er sich in Dresden vor feindlichen Überfällen nicht sicher hielt, nach Frankfurt am Main. Auch im Kriege mit Rußland 1812 stellte er sein Contingent. In dem allgemeinen Kriege 1813 hielt er sein Napoleon gegebenes Wort, theils weil er einmal eingegangene Versprechungen nicht brechen wollte, theils gezwungen, weil Napoleon Sachsen besetzt hielt und ihn sogar selbst durch drohende Einladungen nach Dresden in seine Nähe gezogen hatte. Er begleitete Napoleon nach Leipzig und wurde vom Kaiser Alexander von Rußland nach Einnahme der Stadt durch die Verbündeten zum Kriegsgefangenen erklärt. Er lebte nun erst in Friedrichsfelde bei Berlin, dann in Presburg, von wo er an den Verhandlungen des wiener Congresses Theil nahm und endlich die Rückgabe eines Theils seines Landes (s. Sachsen) erwirkte. Seine Rückkehr nach Dresden in die Arme eines ihn hochverehrenden Volkes am 7. Jun. 1815 feierte er durch Stiftung des Civilordens für Verdienst und Treue. Er suchte die Wunden, welche der Krieg seinem Lande geschlagen, zu heilen und sah dasselbe unter seinem weisen Scepter neu emporblühen. Er feierte 1818 sein 50jähriges Regierungsjubiläum, 1819 sein Ehejubiläum mit Marie Amalie, Prinzessin von Zweibrücken, die ihm nur eine Tochter, die Prinzessin Marie Auguste, geboren hatte, und starb in Dresden am 5. Mai 1827. Ein würdiges Denkmal ist das in Leipzig erbaute und am 3. Aug. (seinem Namenstage) 1836 seinem Andenken feierlich geweihte Universitätsgebäude, welches den Namen Augusteum führt. In Dresden soll ihm zu Ehren eine Bildsäule errichtet werden.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 119.
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