Gibraltar

Gibraltar

[218] Gibraltar ist das berühmte, 1400 F. über die Meeresfläche sich erhebende Vorgebirge, welches die westl. Pforte des mittelländ. Meeres, die Straße von G., beherrscht, die Südspitze Spaniens bildet, und auf dem die unüberwindliche und wichtige Festung liegt, welche England, trotz der angestrengtesten Bemühungen Spaniens und Frankreichs, behauptet hat.

Die Griechen und Römer nannten die Straße von G. die Säulen des Hercules. Denn bis hierher sollte Hercules (s.d.) auf seinen Wanderungen vorgedrungen sein und auf beiden hier sich nähernden Küsten als Zeugen seiner Gegenwart mächtige Säulen errichtet haben. Der Felsen von G., der sich von Norden nach Süden in einer Länge von 11/2, Meilen bei einer Breite von keiner Viertelstunde erstreckt und mit dem Festlande nur durch einen schmalen Landstreifen zusammenhängt, hieß bei den Alten Kalpe und an seinem Fuße lag eine Stadt Heraklea, welche die Araber 714 unter ihrem Feldherrn Tarik eroberten, als sie, von Afrika kommend, an dem Felsen landeten, den sie ihrem Feldherrn zu Ehren Gebel al Tarik, d.h. Tariksfelsen, nannten, woraus später G. entstand. Die Mauren legten auf der Landseite des Felsens ein Castell an, welches zum Theil noch steht. Nachdem 1462 König Heinrich IV. den Arabern G. abgenommen hatte, blieb dasselbe in den Händen der Spanier bis 1704. Die Festungswerke sind größtentheils in den Felsen eingehauen. Kaiser Karl V. ließ die Befestigungen durch einen deutschen Ingenieur auf europ. Weise einrichten. Noch mehr thaten die Engländer, nachdem sie 1704 im span. Erbfolgekriege sich in Besitz der Festung gesetzt hatten. Vergebens versuchten noch in demselben Jahre die Spanier die Wiedereroberung und ebenso fruchtlos 1727 und 1779; sie sahen sich genöthigt, im Vertrage von Sevilla, 1729, und nachher im Frieden von 1783 den Engländern den Besitz von G. förmlich abzutreten. Auch gegen eine Summe von 2 Mill. Pf. St., welche Spanien bot, gab England die Festung nicht heraus und den Spaniern blieb nichts übrig, als durch die Festungslinien von St.-Roch und Algeziras G. ganz vom Lande auszuschließen. Die Stadt G. liegt westlich vom Felsen an einer Bai, zählt etwa 16,000 Einw. und treibt bedeutenden Handel, namentlich Schmuggelhandel nach Spanien. G. wird nicht allein durch seine felsige Lage und durch die Werke der Engländer zum festesten Punkte Europas, sondern namentlich auch noch durch den Umstand [218] daß in dem Felsen selbst eine Süßwasserquelle sich findet, auch das von dem Felsen herabsickernde Regen- und Thauwasser trinkbar ist, und auf dem Felsen sich noch hinreichende Erde findet. um Viehfutter und Fruchtbäume zu liefern Auch leben auf diesem Felsen wilde Affen, die man sonst nirgend in Europa findet.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 218-219.
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