Hausen

[343] Hausen (der), ist der größte bekannte, zum Geschlecht der Störe gehörige Flußfisch, der zuweilen 25 F. lang und 15 Ctr. schwer wird. Er geht aus den Meeren in den größern Flüssen hinauf und hat eine glatte, weißliche und schuppenlose Haut, ist mit einer Lunge versehen und hat auf jeder Seite ein Luftloch. Statt des Rückgraths hat er einen großen hohlen Knorpel und nur im Kopfe Knochen. Man fängt ihn am häufigsten in Rußland und Ungarn. In dieses Land kommt er bis gegen 500 M. weit aus dem schwarzen Meere die Donau hinaus. Man genießt das Fleisch sowol frisch als gesalzen und es hat gebraten einen dem Kalbfleische ähnlichen Geschmack. Die stärkste Hausenfischerei ist in Rußland die im Ural durch die uralschen Kosacken. Aus dem Rogen der Hausen und Störe wird der Caviar (s.d.) verfertigt. Die Blase des Haufen und einiger anderer Störarten gibt die bekannte Hausenblase, von welcher die beste Sorte aus Ungarn kommt. Sie zeichnet sich durch Reinheit und Klarheit aus und löst sich ohne Geruch im siedenden Wasser vollständig auf. Zur schlechten Hausenblase werden die Gedärme des Haufen genommen. Man bedient sich der Hausenblase zur Bereitung seiner Leimfarben, zur Appretur verschiedener seiner Stoffe, namentlich der Seidenzeuche, zum Klären trüber Weine, zur Bereitung des Mundleims, der Pflaster, zum Abguß von Münzen und dergl., in England und Frankreich auch zur Bereitung von Gelée und Gallerte, unter Zusatz verschiedener wohlschmeckender und duftender Stoffe. Die aus Rußland kommende sogenannte gekochte Hausenblase ist so klar wie Bernstein und dient besonders als Mundleim. Der Haut des Haufen bedienen sich in Rußland die ärmern Leute statt der Fensterscheiben, weil sie durchleuchtend ist. Das ausgesottene Fett des Hausen wird wie Brennöl oder Butter verkauft.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 343.
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