Ural

[537] Ural (der), das hyperboräische oder riphäische Gebirge der Alten, liegt ganz innerhalb des russ. Reiches und erstreckt sich in einer Länge von beinahe 300 M. als Grenze zwischen Europa und Asien, vom Eismeere bis in die Nähe des kaspischen Sees. Sein Name bedeutet Gürtel und es steht mit keinem andern Gebirgssysteme Europas in Verbindung. Der nördl. Theil bis in die Nähe der Quellen des Petschoraflusses an der Nordgrenze des Gouvernements Perm ist ein noch wenig erforschtes, rauhes und ödes Kalkfelsgebirge, welches sich 15–18 M. breit auseinander lagert und dem an seinem Südende der höchste Gipfel des Ural, der 6397 F. über die Fläche des kaspischen Sees erhabene Padwinskoje-Kamen (Fels) angehört. Der mittlere Theil bis etwa an die Nordgrenze des Gouvernements Ufa heißt der werchoturische Ural, liegt zwischen dem 57–61° nördl. Br., ist viel niedriger, blos 7 M. breit und eigentlich nur eine Hochfläche von mittler Höhe und von umfänglichen Morästen überzogen, aber besonders auf der asiat. Seite ausnehmend reich an Metallen, daher er auch das uralische Erzgebirge genannt wird. Der südl. Theil des Gebirges ist wieder höher, dabei stark bewaldet und breitet sich flächenartig zu beiden Seiten des hier entspringenden Uralflusses aus; stellenweise wird er als orenburgischer, baschkirischer, kirgisischer Ural unterschieden und entsendet südwestl., zwischen dem Uralfluß und der Samara, den Obtschel-Syrt (d.i. Gemeingebirge) nach den Ufern der Wolga, zu dem auch das Sokgebirge gehört. Alle Zweige des Ural fallen südl. zu den Ebenen nördl. vom kaspischen und Aralsee ab, zwischen den Gestaden derselben und den südl. Höhen liegt aber noch eine mehr als 40 M. breite Fläche, die Straße, auf welcher mehrmals die Völkerhorden von Hochasien nach Europa strömten. Sieben Pässe führen über den Ural, von denen die Straße von Perm nach Ekaterinenburg, die nach Petropawlowskaja und die drei nach Orenburg die gangbarsten sind. Von mehren auf dem Ural entspringenden Flüssen nehmen die Petschora, Usa, Vilchem, Tschuslowa, Silwa, Ufa, Ural Samara ihren Abfluß westl., Soswa, Tura, Tawda, Ui u.a. dagegen [537] in östl. Richtung. Mehre derselben sind schiffbar und dienen zum Transport der Bergwerksproducte, deren jährlicher Werth auf mehr als 60 Mill. Rubel angeschlagen wird. Die erste Eisenhütte ward 1623, der erste Kupferhammer 1640 angelegt; die Goldbergwerke bei Beresow werden seit 1754 bearbeitet und die Entdeckungen der goldführenden Sandlager, aus denen das Gold durch Waschen erhalten wird, fällt in das Jahr 1774. Noch 1817 betrug die jährliche Ausbeute an Gold in den Werken des Ural nicht über 18 Pud im Durchschnitt, allein 1835 war sie auf 292 Pud 28 Pf., gestiegen. Platina ward im nämlichen Jahre 115 Pud 22 Pf., letzteres beinahe gänzlich in Privatwerken gewonnen; Eisen werden des Jahrs an 51/2 Mill., Gußeisen 81/2 Mill., Kupfer 200,000, Salz 71/2 Mill. Pud gewonnen, und in der neuesten Zeit sind auch Edelsteine und selbst Diamanten gefunden worden. Von Blei und Silber werden nur geringe Spuren, Zinn gar nicht angetroffen. – Der Fluß Ural, welcher in älterer Zeit Rhymnus, nachher bis 1775 Jaik hieß, entspringt im Gouvernement Orenburg auf dem Kalgan-Tau am Uralgebirge, und mündet nach einem theils westl., theils südl. Laufe von beinahe 250 M., während dessen er von beiden Seiten mehre nicht unbedeutende Flüsse aufgenommen hat, bei der Festung Gurjew in den kaspischen See. Bis Orenburg kann er von größern Schiffen befahren werden, ist überaus fischreich und namentlich wird der Stör, aus dessen Rogen man den Kaviar bereitet, gefangen. Sein unterer Lauf geht durch weite Steppen, in denen am linken Ufer die Kirgisen, am rechten die uralischen Kosacken wohnen, welche von den donischen Kosacken (s.d.) abstammen, aber seit 1708 ganz von ihnen getrennt sind. Sie hießen früher jaikische Kosacken, wurden aber, wie der Fluß in den Ural, 1775 in uralische Kosacken umgetauft, weil sie an dem Aufstand Pugatscheff's (s.d.) lebhaften Antheil genommen hatten, und sollen gegen 20,000 Mann ins Feld stellen können.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 537-538.
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