Irving

[462] Irving (Washington), einer der ausgezeichnetsten amerik. Schriftsteller, stammt aus einer schot. Familie und wurde 1780 zu Neuyork, wohin sein Vater, ein Kaufmann, ausgewandert war, geboren. Seine Mutter, eine Engländerin, und seine Brüder, welche sich bereits als Schriftsteller bekannt gemacht hatten, waren von großem Einfluß auf seine Bildung, und Neuyork, wo aus allen Völkern Menschen zusammengeströmt waren, deren nationale Eigenthümlichkeiten noch nicht sich so untereinander gemischt hatten. wie dieses gegenwärtig der Fall ist, bot reichen Stoff zu Beobachtungen für den künftigen Schriftsteller. Besonders lehrreich wurde aber für den Jüngling eine Reise, die er zur Herstellung seiner wankenden Gesundheit nach Italien, der Schweiz, Frankreich, Holland und England unternahm. Zuerst war I. unter dem angenommenen Namen Jonathan Oldcastle in einer von seinem Bruder herausgegebenen Zeitschrift als Schriftsteller aufgetreten, nach seiner Rückkehr aus Europa gab er aber selbst eine Zeitschrift: »Salmagundi« heraus. Großen Beifall fand I.'s »Geschichte von Neuyork«. Nach einem bald wieder aufgegebenen Versuche, das Studium der Rechtswissenschaften zu ergreifen, trat I. mit seinen Brüdern in eine Handelsverbindung, welche 1812 der Krieg mit England unterbrach. Nachdem I. den Krieg als Adjutant des amerik. Generals Tompkins mitgemacht hatte, wurden die kaufmännischen Unternehmungen wieder aufgenommen, und dieselben brachten I. 1815 nach England, wo er sich längere Zeit aufhielt und die Sitten des Landes beobachtete. Die Handelsverbindungen mußten aufgegeben werden und I. trat nun mit noch größerm Glück denn früher als Schriftsteller auf. Sein 1820 unter dem Namen Geoffroy Crayon herausgegebenes »Skizzenbuch«, welches Schilderungen aus der Natur und aus den Sittenverhältnissen Amerikas, besonders aber Englands, enthält, fand unter allen gebildeten Völkern die theilnehmendsten Leser. Bald wurde es in verschiedene Sprachen übersetzt, deutsch in Bruchstücken von Lindau (Dresden 1822) und vollständig von Spiker (Berl. [462] 1825). Nachdem I. eine Reise nach Frankreich und Deutschland gemacht, um sich mit den Sitten und der Literatur dieser Länder genauer bekannt zu machen, gab er, zurückgekehrt nach London, seine »Erzählungen eines Reisenden« (deutsch Berl. 1825) heraus. Er ging nun in das südl. Frankreich und von da nach Spanien, wo er sich vier Jahre aufhielt und sich emsig mit den hier sich ihm darbietenden Quellen zur Entdeckungsgeschichte Spaniens beschäftigte. Die Frucht dieser Untersuchungen waren sein »Leben und Reisen des Christ. Colombo« (deutsch Frankf. 1828), seine »Erzählung von der Eroberung Granadas« (deutsch Lpz. 1830) und sein »Alhambra« (deutsch, Braunschw. 1832). Als I. wieder nach England kam, übernahm er die Stelle eines Secretairs bei der amerik. Gesandtschaft in London und nachher die eines Geschäftsträgers. Die Universität Oxford ernannte ihn zum Doctor der Rechte. Endlich ging I. 1833 nach Amerika zurück und bereiste die verschiedenen Staaten seines Vaterlandes.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 462-463.
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