Jacobi

[477] Jacobi ist der Name zweier Brüder, von denen sich der eine als Dichter, der andere vorzüglich als Philosoph bekannt gemacht hat. Sie waren die Söhne eines wohlhabenden, aus dem Hanöverschen stammenden, aber in Düsseldorf angesessenen Kaufmanns. Johann Georg, der Dichter, war 1740 geboren und widmete sich auf den Universitäten zu Göttingen und Helmstedt dem Studium der Theologie. Er wurde nachher Professor der Philosophie und Beredtsamkeit zu Halle und trat 1764 zuerst als Dichter auf, Nachmals wurde I. mit Gleim bekannt, welcher ihm 1769 zu einem Kanonikat in Halberstadt behülflich war. Im Jahre 1784 folgte er einem Rufe zum Professor der schönen Wissenschaften nach Freiburg im Breisgau. Hier starb er 1814, geachtet und geliebt als Dichter und Mensch. Seine Gedichte zeichnen sich durch Anmuth und Leichtigkeit aus, sind aber, besonders die frühern, etwas weichlich empfindelnd. I. hat 1774–76 eine Zeitschrift »Iris« und später eine Reihe von Jahren hindurch Taschenbücher herausgegeben. Seine gesammten Werke sind mehre Mal, zuletzt 1825 in vier Bänden, herausgegeben worden. – Noch bedeutender war das Wirken des jüngern Bruders Friedrich Heinrich, der 1743 geboren war und von seinem Vater gegen seine eigne Neigung dem Handelsstande gewidmet wurde. Auf seine Bildung wirkte sehr vortheilhaft ein dreijähriger Aufenthalt in Genf. Er übernahm hierauf das väterliche Geschäft und verband sich mit einer nicht nur sehr vermögenden, sondern auch durch geistige Eigenschaften und Bildung höchst ausgezeichneten Frau. Seine Fähigkeiten fanden einen angemessenern Wirkungskreis, nachdem er zum Mitgliede der Hofkammer ernannt worden war und seine kaufmännischen Geschäfte aufgegeben hatte. Hiernach wurde er 1779 nach München berufen und zum Geheimrath ernannt. Der Umgang mit den ausgezeichnetsten Geistern seiner Zeit wurde für ihn aufregend und belehrend. Nachdem dem er sich seit 1794 einige Zeit in Holstein, Wandsbeck und Hamburg aufgehalten hatte, folgte er 1804 wieder einer Berufung zum Mitgliede der Akademie der Wissenschaften in München, deren Präsident er 1807 wurde. Als er in sein 70. Jahr trat, legte er seine Stelle nieder, behielt aber seinen Gehalt bis an seinen 1819 erfolgten Tod. I. war zugleich Dichter und Philosoph und die innige Verbindung, in welcher Poesie und Philosophie von ihm dargestellt wurden, verschaffte ihm viele Anhänger, obgleich die strenge Wissenschaft dadurch weniger gefördert wurde. Tiefsinn, Wärme des Gefühls, gewandter und treffender Ausdruck der Empfindung sind seine ausgezeichnetsten Eigenschaften. Er stand in Gegensatz mit den großen Philosophen seiner Zeit: Mendelssohn, Kant, Fichte und Schelling, und man kann sagen, daß er die Foderungen des ganzen Menschen gegen die wenn auch großartigen, doch mehr oder weniger einseitigen Auffassungen der Wissenschaft geltend zu machen suchte. Auf diese Weise hat er fördernd zur Vervollkommnung der Philosophie beigetragen. Seine gesammelten Schriften erschienen (Lpz. 1819–20) in sechs Bänden, woran sich ein Briefwechsel (Lpz. 1825–27) in zwei Bänden schließt.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 477.
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