Leopold I. [1]

Leopold I. [1]

[732] Leopold I. (Georg Christian Friedr.), regierender König der Belgier seit 1831, wurde als Prinz von Sachsen-Koburg-Saalfeld am 16. Dec. 1790 geboren und ist ein Bruder des regierenden Herzogs Ernst III. von Sachsen-Koburg-Gotha.

Er erhielt eine ausgezeichnete Erziehung und trat nach der Vermählung seiner Schwester mit dem russ. Großfürsten Konstantin als General in russ. Kriegsdienste. Er nahm während der Abwesenheit seines Bruders auf einer Reise nach Rußland 1808 an den Geschäften der Regierung Theil und begleitete darauf Kaiser Alexander I. auf den Congreß nach Erfurt. Im J. 1810 verließ er die russ. Dienste, bewogen durch die strengen Drohungen Napoleon's, und lebte nun den Wissenschaften, sowie der Sorge für das Beste seines Hauses, wie er denn 1811 zu München einen vortheilhaften Grenzvertrag mit Baiern abschloß. Nachdem er 1812 Wien, dann Italien und die Schweiz besucht hatte, begab er sich im Febr. 1813 nach Polen zum Kaiser Alexander und blieb bis zur Einnahme von Paris bei dem russ. Heere. Er zeichnete sich während des Feldzuges durch Talent und Tapferkeit aus, ging 1814 mit den Monarchen nach England und 1815 zum wiener Congresse. Als Napoleon von Elba zurückgekehrt war, begab sich L. zur Rheinarmee und blieb nach der zweiten Einnahme von Paris einige Zeit in dieser Stadt, worauf er nach Berlin ging, wo ihm die Einladung, nach England zu kommen, zu Theil wurde. Nachdem der Prinz durch eine Parlamentsacte vom 27. März 1816 die Rechte eines geborenen Engländers erlangt, den Titel eines Herzogs von Kendal, den Rang vor allen brit. Herzogen und Großbeamten, die Würde eines brit. Feldmarschalls-erhalten, auch Mitglied des geheimen Rathes geworden war, wurde er am 2. Mai 1816 mit Auguste Charlotte (geb. 7. Jan. 1796), der Erbin des großbrit. Thrones, vermählt. Aber schon am 5. Nov. 1817 starb die Gemahlin des Prinzen in Kindbette, und mit ihr gingen seine Aussichten auf den Thron unter. Er erhielt eine Jahresrente von 56,000 Pfd. Sterling und blieb im Lande. Schon mehre Male hatten ihn die Griechen zur Übernahme der Regierung ihrer jungen Staaten eingeladen, als ihm dieselbe Einladung am 3. Febr. 1830 von den für die Selbständigkeit Griechenlands thätigen Großmächten zu Theil wurde. Er nahm die Würde eines souverainen Erbfürsten Griechenlands am 11. Febr. an, entsagte ihr aber am 21. Mai schon wieder, weil er unter den obwaltenden Verhältnissen nicht glaubte zum Heile des neuen Staates mit Erfolg thätig sein zu können. Als ihn jedoch am 4. Jun. 1831 der belg. Nationalcongreß zum Könige der Belgier erwählt hatte, nahm der Prinz am 26. Jun. bedingt und am 12. Juli unbedingt die belg. Krone an und trat die Regierung, nach Beschwörung der Constitution, am 21. Juli 1831 an. Dabei verzichtete L. so lange als er Souverain von Belgien war auf die ihm bisher von England ertheilte Jahresrente, jedoch unter der Bedingung, daß England die von ihm festgesetzten und von seiner verstorbenen Gemahlin legirten Pensionen fortbezahlte, auch für Unterhaltung des Hauses und Parks von Claremont Sorge trage. Im J. 1832 hat sich L. zum zweiten Mal, nämlich mit Luise (Marie Theresie Charl. Isabelle), geb. 3. Apr. 1812, der Tochter des Königs Ludwig Philipp von Frankreich vermählt, in welcher Ehe im Apr. 1835 der Kronprinz Leopold (Ludw. Phil. Maria Victor) und 1837 der Prinz Philipp geboren wurden. Durch kluges, umsichtiges und mäßiges Benehmen hat sich König L. die Liebe und Verehrung seiner Unterthanen erworben, doch ist seine Stellung neuerdings durch die luxemburgischen Angelegenheiten schwierig geworden.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 732.
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