Logier

[758] Logier (Joh. Bernh.), bekannt durch seine Lehrmethode der Musik, wurde zu Kaiserslautern in der Pfalz 1780 geboren, stammte von franz. Auswanderern und erhielt den ersten Unterricht im Pianofortespiel und Satz von seinem Vater, einem ausgezeichneten Musiker. Am liebsten spielte L. die Flöte, worauf er schon im zehnten Jahre Concerte gab. Sein Vormund wollte ihm später einen andern Beruf aufdrängen, da entfloh er nach Marburg zu einem Oheim und reiste, als ihn der Vormund zurückfoderte, mit einem Engländer 1805 nach dessen Heimat, wo er zwei Jahre blieb, bis er bei dem Musikcorps eines Regiments im nördl. Irland angestellt wurde. In dem Director des Corps traf er einen Landsmann, Willmann, an, dessen Tochter er heirathete. Nun componirte er für das Corps, gab Unterricht auf dem Pianoforte und wurde dadurch auf Vereinfachung der theoretischen sowol als praktischen Lehrmethode geführt, die seinem Systeme zu Grunde liegt. Als nach dem Kriege sein Regiment entlassen wurde, trug Lord Altamont ihm die Organistenstelle bei der westporter Kirche in Irland an. Der Unterricht, den er seiner Tochter im Orgelspiel ertheilte, führte ihn zu Erfindung des Chiroplasten, eines Instruments, durch welches beim Spiele die Hände in richtiger Lage gehalten und geübt werden. Nicht lange darauf ging L. nach Dublin, unterrichtete viele Schüler und wurde endlich als Componist und Musikdirector an dem Theater des Henry Johnstone angestellt. Nach Auflösung des Theaters wollte er sein musikalisches Lehrsystem öffentlich einführen und schlug mehren Lehrern in Dublin, da ihn Handelsgeschäfte beengten, vor, ihnen dasselbe unentgeldlich beizubringen; doch lehnte man dies ab und nun lehrte er selbst. Ein Patent für den Chiroplasten und seine Vorlesungen seit 1814 über Harmonie hatten ihm schon Beachtung gewonnen; diese steigerte sich, als er nach drei Monaten mit Kindern, die vorher keinen Unterricht erhalten hatten, eine Prüfung anstellte, worauf mehre Lehrer in Dublin sofort sein System annahmen. Von andern Gegenden her kamen ebenfalls welche und in Liverpool, Manchester, Glasgow u.s.w. wurden bald Akademien errichtet. Im Jahre 1816 wurde sein System, trotz großen Widerspruchs, sogar in London eingeführt und es verbreitete sich immer mehr, sodaß, als selbst Kalkbrenner und Webbe sich mit ihm zur Leitung seiner Akademie vereinigten, er wegen Zudrang von Schülern bald mehre anlegen wußte. Er folgte 1822 endlich einer Einladung der preuß. Regierung nach Berlin, um hier ebenfalls eine Akademie zu errichten und leitete bald 20 Lehrer an, durch welche seine Methode im preuß. Staate verbreitet wurde. Diese Lehrmethode der Musik zielt dahin, mehre Schüler gleichzeitig in Classen von 12–20 im Clavierspiel und damit in der Kenntniß der Harmonielehre zu unterrichten. Wegen Haltung des Tactes und Anfeuerung durch gemeinsames Streben spielen die Schüler die eingelernten Stücke zusammen auf so vielen Pianoforten, als Individuen sind, und anfangs wird zur richtigen und festen Haltung der Hand der Chiroplast (Handbildner) angewendet. Die Clavierübung, sowie der damit gleichzeitig verbundene Unterricht in Harmonielehre gehen immer vom Leichtern zum Schwerern fort. Außerdem ist die Art des Unterrichts auch von der Art, daß dieser den Schüler selbstthätig beschäftigt. Deutschland wurde auf L.'s Lehrmethode zuerst 1818 durch Spohr und Moscheles aufmerksam gemacht und man errichtete zu Leipzig, Dresden, Frankfurt, Stettin und an andern Orten bald ähnliche Institute, wie das zu Berlin. Vgl. L.'s »System der Musikwissenschaft« (Berl. 1827).

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 758.
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