Logier

[469] Logier (spr. Loschiëh), Joh. Bernh., geb. am 9. Febr. 1777 in Kassel (nicht 1780 in Kaiserslautern), Musiker, stammte aus einer französischen Refugiéfamilie, ging 1805 mit einem Engländer nach England, blieb zwei Jahre in dessen Hause, wurde dann Musiker eines in Irland stehenden Regiments, u. als dies am Schluß des Kriegs entlassen wurde, Organist an der Kirche zu Westport in Irland. Er beschäftigte sich viel mit der Bildung eines eigenen Musikunterrichtssystems u. zog später nach Dublin, wo er Musikdirector an einem Theater wurde. Seine Unterrichtsmethode, die er jetzt anwendete, verbreitete sich schnell durch ganz Großbritannien; er vereinigte sich nun mit Kalkbrenner u. Webbe zur Gründung einer ausgedehnten Akademie, die so guten Erfolg hatte, daß sie bald eine zweite eröffneten. Eingeladen ging L. 1822 nach Berlin, eröffnete eine Akademie u. lehrte hier drei Jahre, worauf er nach England zurückging, Anfangs in London, dann in Dublin lebte u. dort den 13. Juli 1846 starb. Er schr.: System der Musikwissenschaft, Berl. 1827. Durch die Logiersche Methode sollten die mechanischen Schwierigkeiten u. organischen Mängel (z.B. Steifheit od. Ungelenkigkeit der Finger etc.) durch den Chiroplasten, eine Vorrichtung an der Claviatur, welche den Schüler nöthigt, seine Hände dicht an dieser u. in der möglichst besten Lage zu halten, erleichtert u. besiegt, u. der Schüler an die beste Haltung des Körpers, der Arme, Finger etc. gewöhnt; die Noten auf weit leichtere u. schnellere Art wie bisher, mit Hülfe des Tonleiterbreis, erlernt; die Harmonielehre auf eine leichte u. faßliche Weise mit der Praxis verbunden, durch Abzählung der Taktglieder eines Tonstücks u. dann später durch Zusammenspielen mehrerer Schüler (8–12) auf verschiedenen Instrumenten das rhythmische Gefühl geweckt u. befestigt werden. In Deutschland hat diese Methode, welche mehr das Mechanische fördert u. meist nur für die Elementarbildung von Werth ist, weniger Verbreitung gefunden, als in England. Vgl. Girschner, Über L-s neues System, Berl. 1826; L-s System der Musikwissenschaft, ebd. 1826.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 10. Altenburg 1860, S. 469.
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