Peking

Peking

[436] Peking, d.h. Hof des Nordens, oder Schung-tien-fu, d.i. die dem Himmel untergebene Stadt, seit 1125 die Haupt- und Residenzstadt des chines. Reiches, liegt in einer kahlen Ebene der nordöstlichsten Provinz Pe-Tschi-Li, in einer Entfernung von 28 M. von der großen Mauer (s. China) und hat 1,700,000 Einw.

Ein kleiner Fluß fließt durch und um die Stadt, welche ohne die 12 Vorstädte, von denen jede wenigstens eine halbe Stunde lang ist, einen Umfang von 41/4 M. hat und ein längliches Viereck bildet. Dieses wird von einer gegen 30 F. hohen, überaus starken und mit zahlreichen Thürmen besetzten Mauer von Ziegeln umschlossen, welche auf einer Grundlage von Granitblöcken auf, geführt ist und durch eine gleiche Mauer in die Thronstadt oder Dsintschen und die äußere Stadt oder Wallotschen getheilt. Die erstere, die nördl. Hälfte, wird meist von Mandschu bewohnt und enthält den kais. Residenzpalast, der eine Meile im Umfang haben soll und eine große Menge von Gebäuden, Gärten und Höfen umschließt, von außen sehr unbedeutend sich darstellt, allein im Innern überaus prächtig ist; die äußere Stadt hat meist chines. Bewohner. Die Straßen von P. sind größtentheils schnurgerade und zum Theil über 100 F. breit; namentlich durchschneiden zwei schnurgerade Hauptstraßen die Stadt von zwei südl. bis zu zwei nördl. Thoren, von denen hier eins abgebildet ist, und zwei andere von O. nach W. Die Häuser sind jedoch fast alle nur ein Stockwerk hoch und haben keine Fenster vorn heraus, erhalten aber wenigstens in den vorzüglichern Straßen durch die zierlich aufgeschmückten Kramladen der Kaufleute ein freundliches Ansehen. Hier herrscht auch den ganzen Tag ein buntes Drängen und Treiben von Geschäftsleuten, mit prunkendem Gefolge einherziehenden Beamten, von Lastträgern und sonst hier verkehrenden Leuten, und überall sieht man [436] Policeidiener mit langen Peitschen, welche für Ordnung sorgen. Die wenigsten Straßen sind aber gepflastert und des Sommers ist daher des täglichen Besprengens ungeachtet der Staub so lästig, wie der Koth bei Regenwetter. Des Nachts werden die Straßen gesperrt und die zahlreichen Wächter lassen Niemand passiren, der nicht mit einem Ausweis über seinen Beruf und mit einer Laterne versehen ist. Die zahlreichen Wohnungen der Großen zeichnen sich von außen wenig aus, desto mehr aber die 33 großen Tempel, unter welchen auch der des Erfinders des Ackerbaues mit dem heiligen Felde ist, welches der Kaiser mit den Großen des Reichs jährlich selbst bestellt. Bei dem Kloster der Choschauen, eines strengen chines. Mönchsordens, hängt in einem Thurme die berühmte schwere Glocke (s.d.). Auch eine Moschee, zwei portug. Franziskanerklöster und ein russ. griech. Kloster mit einem Archimandriten befinden sich hier, in welchem letztern sich beständig eine Anzahl junger Leute zur Erlernung der chines. und der mandschurischen Sprache befinden, um später als russ. Dolmetscher an der Grenze oder im Ministerium des Auswärtigen verwendet zu werden. In P. bestehen ferner eine Art Akademie der Wissenschaften, eine astronomische und eine medicinische Gesellschaft, eine Sternwarte, eine Kuhpockenimpfungsanstalt, ein Findelhaus und die Expedition der Hofzeitung, endlich auch eine Handelsbank mit einem Capital von 631/2 Mill. Pf. Sterl.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 436-437.
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