Schleiermacher

[88] Schleiermacher (Friedr. Ernst Daniel), einer der geistreichsten Theologen, wurde am 21. Nov. 1768 zu Breslau geboren. Seine erste wissenschaftliche Bildung erhielt er auf dem Pädagogium der Brüdergemeine zu Niesky und in dem herrnhutischen Seminarium zu Barby, aber 1787 trat er aus der Gemeine der Herrnhuter und ging nach Halle, um seine theologischen Studien fortzusetzen. Nachdem er später einige Zeit Hauslehrer bei dem Grafen Dohna-Schlobitten auf Finkenstein in Preußen gewesen war, wurde er in das Seminar für gelehrte Schulen zu Berlin aufgenommen. Er ging 1794 als Hülfsprediger nach Landsberg an der Warthe, kam jedoch 1796 wieder nach Berlin und wurde Prediger am Charitéhause und am Invalidenhause. Seinen nachmaligen Ruhm begründete er vorzüglich durch seine ausgezeichneten »Reden über die Religion« (Berl. 1799; 4. Aufl. 1831) und seine »Monologen« (Berl. 1800; 4. Aufl. 1829). Nachdem er 1802 als Hofprediger nach Stolpe, und noch in demselben Jahr als Universitätsprediger und außerordentlicher Professor nach Halle gegangen war, setzte er seine schriftstellerische Thätigkeit fort. Ein großes Verdienst erwarb er sich durch seine ausgezeichnete Übersetzung des Platon, an welcher er von 1804–28 arbeitete, ohne sie ganz zu Ende geführt zu haben. Nach dem unglücklichen Ausgange des Kampfes, welchen Preußen gegen Frankreich unternahm, begab sich S. 1807 nach Berlin, hielt öffentliche Vorlesungen und suchte in seinen Kanzelvorträgen für Begeisterung für König und Vaterland zu wirken. Nachdem er schon 1809 an der Dreifaltigkeitskirche zu Berlin als Pastor angestellt worden war, übertrug ihm die Regierung 1810 bei Stiftung der berliner Universität eine ordentliche Professur an derselben. Kurz vorher hatte er sich verheirathet. Schon 1811 wurde er Mitglied der Akademie der Wissenschaften zu Berlin, und 1814 Secretair der philosophischen Classe derselben. Seine Thätigkeit als Universitätslehrer und Prediger war die segensreichste, mit dem schönsten Vortrag und einer seltenen Leichtigkeit und Gewandtheit der Rede verband er einen hohen Gedankenreichthum; Zeugniß dafür legen seine Predigten ab, welche in sieben Sammlungen (Berl. 1801, 3. Aufl. 1816; Berl. 1808–33; 2. Aufl. der 2.–4. Sammlung 1816–26) erschienen sind. Seine in der theologischen Welt zu großer Bedeutung gelangte Glaubensansicht ist niedergelegt in dem Werke: »Der christliche Glaube nach den Grundsätzen der evangelischen Kirche im Zusammenhange dargestellt« (2 Bde., Berl. 1821–22; 2. Aufl. 1830). Nach seinem zu Berlin 1834 erfolgten Tode wurden seine sämmtlichen Werke herausgegeben und zwar in drei Abtheilungen: »Zur Theologie« (7 Bde.; 3. Aufl. Berl. 1835 fg.); »Predigten« (4 Bde., Berl. 1835 fg.); »Zur Philosophie« (2 Bde., Berl. 1838 fg.).

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 88.
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