Starhemberg

[277] Starhemberg ist der Name eines alten östr., von den Ottokaren, ehemaligen Markgrafen von Steiermark, abstammenden, seit 1765 zum Theil fürstlichen Geschlechts, dessen Besitzungen in dem Erzherzogthume Östreich und in andern Theilen der östr. Monarchie liegen. Der jetzt regierende Fürst, Georg Adam, ist 1785 geboren, und kais. königl. östr Kämmerer. Geschichtlich berühmt sind zwei Männer dieses Geschlechts, nämlich: Ernst Rüdiger, Graf v. S., geb. 1635, der Vertheidiger Wiens gegen die Türken im J. 1683. Er war Commandant von Wien, später wirklicher geheimer Staats- und Conferenzminister und Hofkriegrathspräsident und ein tüchtiger Krieger aus Montecuculi's Schule. Seiner Thätigkeit, Umsicht und Entschlossenheit, mit der er die nöthigen Vertheidigungsmaßregeln und gegen jede Unternehmung der Feinde gleich die richtige Gegenwehr traf und den Muth der Belagerten in der höchsten Noth aufrecht zu erhalten wußte, verdankte Wien, neben den verkehrten Maßregeln der Türken, seine Rettung. Nun vermochte es sich zu halten, bis das christliche Heer unter dem Könige von Polen, Johann Sobieski, und dem Herzoge von Lothringen zum Entsatze herbeizog. Am Tage nach dem Entsatze, am 13. Sept. 1683, begrüßte und umarmte der König von Polen S. als Helden und Bruder. Vom Kaiser Leopold erhielt er den Feldmarschallstab, die Würde eines Staatsministers, den Stephansthurm in sein Wappen und eine Geldbelohnung. Später wurde er, in Ungarn unter Johann Sobieski, gegen die Türken kämpfend, bei Ofen verwundet und lebte dann in den oben angegebenen Ämtern in Wien bis an seinen Tod, der 1701 erfolgte. – Sein Vetter Guido, Graf v. S., geb. 1657, war während der Vertheidigung Wiens sein Generaladjutant, und hatte als tüchtiger und unerschrockener Krieger auch großen Antheil an dem glücklichen Erfolge derselben. Namentlich ist die Vertreibung der über die in die Luft gesprengten Mauern der Burg- und Loibelbastei eindringenden Türken sein Werk. Darauf focht er gegen die Türken in den Schlachten bei Ofen, Belgrad, Mohatsch, Salankemen und Zentha. Noch berühmter machte er seinen Namen in dem span. Erbfolgekriege, in dem er anfangs an Eugen's Stelle in Italien focht und dann die Hauptstütze Karl III. in Spanien wurde. Diesen führte er nach den großen Siegen bei Almenara, am 27. Jul. 1710, und bei Saragossa, am 20. Aug. desselben I., nach Madrid. Später hielt er sich noch, vielfach durch Übermacht gedrängt, bis zum allgemeinen Frieden in Barcelona. S. starb 1737 in Wien, wo er in Eugen's Abwesenheit dessen Stelle als Hofkriegrathspräsident vertrat. Beispiele seiner Unerschrockenheit und strengen Mannszucht sind in mehren Charakterzügen aufbewahrt.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 277.
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