Hohenzollern [3]

[816] Hohenzollern, deutsches Fürstenhaus, dem auch das preuß. Königshaus angehört, benannt nach der Burgfeste H. in Schwaben, ist wahrscheinlich zurückzuführen auf die rhätischen Burchardinger, die im 10. Jahrh. die herzogl. Würde in Alemannien besaßen. Als ältester bekannter Ahnherr gilt fälschlich Graf Thassilo (um 800), der die Stammburg gegründet haben soll. Unter ihrem Familiennamen treten zuerst Burchard und Wezel von Zolre (gest. 1061) auf. Von ersterm stammt Friedrich I. von Zolre (gest. um 1120). Von seinen Söhnen begründete Burchard II. das Geschlecht der Grafen von Hohenberg (erloschen 1486), Friedrich II. (gest. nach 1142) die Linie der Zollern. Dessen Enkel, Friedrich (III.) I. (gest. 1200), vertrauter Rat Kaiser Friedrichs I. und Heinrichs VI., wird 1192 zuerst als Burggraf von Nürnberg urkundlich erwähnt. Seine Söhne begründeten 1227 zwei Linien.

Die Fränkische Linie ward gestiftet von Konrad I. (gest. 1261), Burggrafen von Nürnberg. Sein Sohn Friedrich III. (gest. 1297) erhielt durch Heirat einen großen Teil der Güter des letzten Grafen von Meran mit Bayreuth. Friedrich IV. (gest. 1332) kämpfte 1322 für Kaiser Ludwig und erwarb durch Kauf Ansbach. Seine Söhne, Johann II. und Albrecht, gerieten miteinander in Streit, der 1341 durch das älteste Zollernsche Hausgesetz beigelegt ward. Johanns II. Sohn Friedrich V. (gest. 1398) wurde 1363 von Kaiser Karl IV. in den Reichsfürstenstand erhoben. Von seinen Söhnen erhielt Friedrich VI. (gest. 1440) von Kaiser Sigismund 1411 den Pfandbesitz, 1415 die Kurwürde von Brandenburg (s.d.) und nannte sich als Kurfürst Friedrich I. Dessen 11. Nachfolger, der Kurfürst Friedrich III., war als Friedrich I. der erste König von Preußen.

Die Schwäbische Linie, gestiftet vom Grafen Friedrich II. von Zollern (gest. 1251), kam, durch Teilungen geschwächt, [816] erst durch Graf Eitel Friedrich II. (gest. 1512), der vom Kaiser Maximilian I. 1504 das Reichskämmereramt erhielt, wieder zu einiger Bedeutung. Dessen Enkel, Karl I. (gest. 1576), erhielt nach Erlöschen der Familie Werdenberg 1534 die Grafsch. Sigmaringen und Vehringen und setzte 1575 eine Erbfolgeordnung fest. Seine Söhne Eitel Friedrich IV. (gest. 1605) und Karl II. (gest. 1606) stifteten die Linien H.-Hechingen und H.-Sigmaringen. Eitel Friedrichs Sohn Johann erhielt von Kaiser Ferdinand 1623 die Reichsfürstenwürde, die 1638 auch auf den Senior der sigmaring. Linie übertragen ward. Erbverträge von 1695 und 1707 mit Kurbrandenburg und den Markgrafen von Bayreuth und Ansbach gingen, gleich der Erbfolgeordnung von 1575, in das Familienstatut vom 24. Jan. 1821 über. Infolge der polit. Bewegungen von 1848 entsagten die Fürsten Friedrich Wilhelm von H.-Hechingen (seit 1838 regierend), mit dessen Tode (3. Sept. 1869) die Linie H.-Hechingen im Mannsstamm erlosch, und Karl Anton von H.-Sigmaringen (seit 27. Aug. 1848 Nachfolger seines zurückgetretenen Vaters Karl) 7. Dez. 1849 der Regierung, worauf die beiden Fürstentümer infolge jener Erbverträge an die Krone Preußen fielen. Die Fürsten zogen sich mit den Prärogativen der nachgeborenen Prinzen des königl. preuß. Hauses und dem Prädikat Hoheit ins Privatleben zurück. – Fürst Karl Anton von H.-Sigmaringen, geb. 7. Sept. 1811, Nov. 1858 bis März 1862 preuß. Ministerpräsident, darauf bis 1861 Militärgouverneur der Rheinprovinz und Westfalens in Düsseldorf, vermählt seit 1834 mit Prinzessin Josephine von Baden (gest. 19. Juni 1900), gest. 2. Juni 1885 in Sigmaringen. – Ihm folgte als Fürst sein ältester Sohn Leopold, geb. 22. Sept. 1835, vermählt 1861 mit Infantin Antonia von Portugal, preuß. General, 1870 von der span. Regentschaft als König von Spanien vorgeschlagen, was den Vorwand zur franz. Kriegserklärung bildete, gest. 8. Juni 1905. – Sein jüngerer Bruder Karl (s.d.) seit 1866 durch Wahl Fürst, seit 1881 König von Rumänien. – Nachfolger des Fürsten Leopold ist sein Sohn Wilhelm, geb. 7. März 1864, vermählt 1889 mit Prinzessin Maria Theresia von Bourbon-Sizilien.

Vgl. »Monumenta Zollerana« (8. Bde., 1852-90); Riedel, »Die Ahnherren des preuß. Königshauses« (1854); Graf Stillfried und Kugler, »Die H. und das deutsche Vaterland« (5. Aufl. 1896); L. Schmid (älteste Geschichte, 3 Bde., 1884-88); »Hohenzoll. Forschungen« (1892 fg.); »H.-Jahrbuch« (1897 fg.).

Quelle:
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 816-817.
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