Vögel

Blut.
Blut.

[929] Vögel (Aves), Klasse der Wirbeltiere, gleichwarme (warmblütige), befiederte, durch Lungen atmende, hartschalige Eier legende Tiere mit hornigem Schnabel, zwei Füßen als hintern und zwei Flügeln als vordern Gliedmaßen. Knochen hohl (pneumatisch), teilweise mit den Lungen in Verbindung stehend. Herz aus zwei Vor- und zwei Herzkammern bestehend; Blutkörperchen oval [Tafel: Blut, 6]. Speiseröhre bei vielen V. mit Aussackung (Kropf) zur Vorverdauung der Nahrung, am untern Ende mit zahlreichen Drüsen in der Wandung (Drüsenmagen); der eigentliche Magen (Muskelmagen) entweder dünnhäutig bei den von weicher, oder starkwandig, muskulös bei den von harter Kost sich ernährenden Formen; außer dem obern Kehlkopf ist an der Stelle, wo sich die Luftröhre in den beiden Bronchien gabelt, noch ein meist mit besondern Muskeln (Singmuskeln) ausgestatteter unterer vorhanden. Gehirn weit unvollkommener entwickelt als bei den Säugetieren; von den Sinnesorganen ist Gesicht und Gehör am vollkommensten ausgebildet. Die Exkretionsorgane münden in die Kloake; Harnblase fehlt allen V. Befruchtung innerlich, Begattung durch einfaches Aneinanderlegen der Kloaken, wo nicht ausnahmsweise (Reiher, Storch, Strauß, Enten, Gänse, Schwäne, manche Hühnervögel) ein männliches Begattungsorgan vorhanden. Männchen äußerlich häufig durch Größe, Farbe, Hautlappen, Spornbildung, besondere Schmuckfedern [929] etc. vom Weibchen verschieden. Verschiedene V. leben polygamisch (Hühner, Laufvögel), andere nur monogamisch (Tauben), die meisten nur zur Paarungszeit monogamisch, sonst in Scharen. Eier nach Größe, Farbe, Form und Anzahl bei verschiedenen Arten sehr verschieden, meist in selbstgebauten Nestern ausgebrütet. Die Jungen werden entweder von den Alten geatzt, bis sie flügge sind (Nesthocker), oder sie suchen sich sofort selbst ihre Nahrung (Nestflüchter). Je nachdem die V. das ganze Jahr hindurch an demselben Orte verbleiben, oder sich zur Nahrungssuche in benachbarte Gegenden begeben, oder der Kälte und Nahrung wegen im Herbst nach wärmern Ländern ziehen, unterscheidet man Stand-, Strich- und Zug-V. Man teilt die V. in die 15 Ordnungen der Papageien, Kuckucks-V., Spechte, Langhänder, Sperlings-V., Raub-V., Tauben, Hühner, Lauf-V., Sumpf-V., Störche, Enten-V., Ruderfüßler, Langflügler, Taucher (s. diese Artikel). Älteste Vogelreste sind die des Archaeopteryx in den Solnhofener lithogr. Schiefern (oberer Jura). Auch in histor. Zeit sind einige Arten ausgestorben (Dronte, Moa etc.). Gegenwärtig leben gegen 10.000 Arten. – Vgl. Brisson, »Ornithologia« (6 Bde. und Suppl., 1760); Buffon, »Histoire naturelle des oiseaux« (10 Bde., 1770-86); Latham, »A general history of birds« (11 Bde., 1821-28); Gray, »The genera of birds« (3 Bde., 1847-49); Giebel, »Thesaurus ornithologiae« (3 Bde., 1872-77) etc.; über deutsche Ornithologie: Bechstein (3 Bde., 1802-12), Naumann (13 Bde., 1822-60; neu hg. von Hennicke, Bd. 1, 1905), Chr. L. Brehm (1831), Lutz (3 Bdchn., 1901), Bade (Bd. 1, 1904), Friderich (5. Aufl. 1905) etc.; über Anatomie: Tiedemann (1810-14), Marshall (1895).

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Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 2. Leipzig 1911., S. 929-930.
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