Vogel von Falckenstein

[214] Vogel von Falckenstein, 1) Eduard, preuß. General, geb. 5. Jan. 1797 in Breslau, gest. 6. April 1885 in Dolzig, wurde erst für den katholischen Priesterstand vorbereitet, trat aber 1813 in das Heer, machte bei der schlesischen Armee den Krieg mit und erwarb sich bei Montmirail, wo er als einziger kampffähiger Offizier das Bataillon führte, das Eiserne Kreuz. Später beim topographischen Bureau und auch mehrfach im Generalstab beschäftigt, widmete er sich auch der Glasmalerei und richtete im Auftrage Friedrich Wilhelms IV. das königliche Institut für Glasmalerei in Berlin ein. 1841 zum Major befördert, führte er sein Bataillon im Straßenkampf zu Berlin 18. März 1848 und ward verwundet. Nach dem dä nischen Feldzuge führte V. das Gardeschützenbataillon, wurde 1850 Generalstabschef des 3. Korps, 1851 Oberst, 1855 Kommandeur der 2. Gardeinfanteriebrigade, 1858 der 5. Division, dann der 2. Gardedivision. Beim Ausbruch des dänischen Krieges 1864 wurde er Chef des Generalstabes der verbündeten Armee, im April Befehlshaber der in Jütland einrückenden Truppen und drang bis über den Limfjord vor. Zum Gouverneur von Jütland ernannt und mit dem Orden pour le mérite ausgezeichnet, erhielt er nach dem Friedensschluß das Kommando des 7. Armeekorps. 1866 leitete er die preußischen Operationen gegen die Bundestruppen, nahm Hannover in Besitz, rückte nach der Kapitulation von Langensalza (29. Juni) mit der Mainarmee gegen Fulda vor, traf 4. Juli bei Dermbach und Hünfeld auf das 7. und 8. Bundesarmeekorps, überstieg das Rhöngebirge, lieferte 10. Juli den Bayern die Gefechte bei Hammelburg, Kissingen und Waldaschach und besetzte nach den Siegen Goebens bei Laufach und Aschaffenburg 16. Juli Frankfurt a. M. Trotz dieses Erfolges hatte V. im Widerspruch mit den Absichten des Großen Hauptquartiers gehandelt, wurde deshalb vom Oberkommando der Mainarmee 19. Juli abberufen und zum Kommandierenden in Böhmen ernannt. Im Herbst 1866 erhielt er das 1. Armeekorps, gehörte 1867 dem konstituierenden Reichstag als Abgeordneter an und ward 1868 plötzlich seines Kommandos enthoben. Im Juli 1870 zum Generalgouverneur der deutschen Küstenprovinzen ernannt und mit deren Schutz betraut, kam V. nicht zum Kampf, wurde dann Gouverneur von Königsberg und schied 1873 aus dem Dienst. 1889 wurde das 56. Regiment nach ihm benannt. Vgl. von den Wengen, General V. und der hannoversche Feldzug 1866 (Gotha 1886).

2) Max, preuß. General, Sohn des vorigen, geb. 29. April 1839 in Berlin, trat 1855 in das Heer, ward 1857 Leutnant, nahm am dänischen Kriege 1864 im Stabe Wrangels, am Mainfeldzug 1866 als Brigadeadjutant teil, wurde 1867 Hauptmann, war im Kriege 1870/71 Divisionsadjutant und befand sich 1871–81 in Generalstabsstellungen. Als Oberstleutnant 1880 zum Abteilungschef im Großen Generalstab ernannt, wirkte er 1881–88, seit 1883 Oberst, als Lehrer an der Kriegsakademie, führte dann die 2. Gardeinfanteriebrigade und war 1889–90 Direktor des Allgemeinen Kriegsdepartements im Kriegsministerium. Seit 1890 Generalleutnant, war V. an der Weiterentwickelung der Heeresorganisation wesentlich beteiligt und vertrat die Beibehaltung der dreijährigen Dienstzeit 1890 im Ausschuß des Reichstags. 1891 wurde er zum Kommandeur der 5. Division, 1896 zum kommandierenden General des 8. Armeekorps in Koblenz und General der Infanterie ernannt und war 1897–98 Chef des Ingenieur- und Pionierkorps und der Festungen. Nebenamtlich war V. 1885–1887 auch Direktor des königlichen Instituts für Glasmalerei in Berlin und lebt jetzt auf seinem Gut Dolzig.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 214.
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