An-sich-sein

[48] An-sich-sein = das Sein in seiner Unmittelbarkeit, Ursprünglichkeit, Absolutheit, Begrifflichkeit, Wesenhaftigkeit im Gegensatze zum beziehungsweisen Sein. Schon bei den Pythagoreern kommt der Begriff des kath' hauto, auto to hen vor (ARISTOTELES, Met. I, 5). Dann bei PLATO, der das wahre Sein der Ideen (s. d.) als auto kath' hauto, ontôs on bestimmt (Phaedo 78 D, Parm. 129 A, K 9 B, D, 130 B etc.). Nach ARISTOTELES ist das im Begriff erfaßte Sein der Dinge (to ti ên einai), ihr Wesen, das kath' hauto, und dieses physei proteron, das in Wirklichkeit Primäre, während es im erkennenden Bewußtsein (pros hêmas) das Spätere ist (Eth. Nic. I 3, 1096b 20). Die Stoiker unterscheiden kath' hauta – pros ti. Die Scholastiker halten an der Aristotelischen Begriffsbestimmung des An-sich-seins fest. Sie wird erneuert von HEGEL, der unter »An-sich« die in sich betrachtete, unentfaltete Wesenheit im Unterschiede von der »Beziehung auf anderes« versteht, das »Sein der Qualitat als solches« (Encykl. § 91). An-sich ist der Begriff (s. d.) in seiner »Unmittelbarkeit« (l.c. § 83). Die Eichel z.B. ist das An sich des Eichbaumes. »An-sich« – »Für-sich« – »An und-für-sich« bedeuten die drei Stadien des dialektischen Processes (s. d.).

Quelle:
Eisler, Rudolf: Wörterbuch der philosophischen Begriffe, Band 1. Berlin 1904, S. 48.
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