Oratorium [1]

[408] Oratorium, die Priester vom, auch Oratorianer genannt, wurden für religiöse Volksbildung, wissenschaftliche Bestrebungen sowie für Pflege der Armen u. Kranken gestiftet von Philipp von Neri, dessen Leben ein fortgesetztes Wunder genannt wird. Neri wurde geb. 1515 zu Florenz aus einem angesehenen Geschlechte, studierte zu Rom Philosophie und Theologie, brachte »den Tag in Hospitälern und unter Kindern zu, die Nacht betend in den Katakomben«. Er stiftete 1548 die berühmte Bruderschaft der heil. Dreieinigkeit für Versorgung der nach Rom kommenden Pilgrime u. für die Genesenden, wurde 1551 Priester u. legte 1556 den Grund zum O., indem er ein großes Hospital für arme Pilger erbaute, in dessen Betsaale (oratorium) von ihm und Cäsar Baronius, einem seiner frühesten und berühmtesten Anhänger, außerordentlich stark besuchte religiöse Vorträge gehalten wurden, wozu besonders in er Fastenzeit die Aufführung von Scenen aus der hl. Geschichte kam, durch welche der Grund zu den musikalischen Oratorien gelegt wurde. Neri st. 1595 am 26. Mai, seinem jetzigen Gedächtnißtage, u. wurde schon 1600 selig, 1622 heilig gesprochen. (Beste Lebensbeschreibung von P. G. Bacci, Rom 1622 etc., Mailand 1845, die neuesten von Poesl (Regensb. 1847), F. W. Fabert (Lond. 1850), P. Guerin (Lyon 18521 Die 1574 päpstlich bestätigten Väter vom O. bestehen aus Geistlichen und Laien u. legen kein Gelübde ab. Sie wurden 1611 durch den spätern Cardinal Pierre Berulle für Reformation und Bildung des franz. Klerus nach Frankreich verpflanzt und verschwanden in der Revolution; der berühmte Doctor Newman führte die Congregation 1847 in England ein, wo sie bereits in London, Liverpool und Birmingham Häuser zählt. Außer Baronius, dem 2. Superior der Congregation, waren Gelehrte wie Odericus Raynaldus, Malebranche, Morin, Thomassin, Massillon u.a. Mitglieder des O. s.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 408.
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