Dahin Hoch in der Linde drüben Ein Vöglein wohnte lang; Ich that es herzlich lieben, Gern lauschen seinem Sang. Wo ist mein Sänger blieben? Ach, schweigt ja schon so lang. Drüben Ist alles stumm und bang. Die Linde seh ich ...
Dahin! Seit du dich von mir gewendet, Weiß ich erst, was du mir warst; All der holde Zauber endet, Und der Wunderring zerbarst. Als des Hauses gute Stunde Kamst und gingst du ein und aus, Fröhlich Wort auf heitrem Munde ...
Dahin! Einst, o nächtlicher Himmel! blickt ich Selig empor zu dir, umschlungen Von der Geliebten, und ich weinte Dank dem ewigen Gott! Und sie pflückte mit Küssen mir die Blüte der Wonne von der Wang, und Mächtiger zog ich ...
Dahner Thal Von dem Himmel rauschet rascher Regen, Schwer und trüb durchstreicht der Wind die Räume, Nebel raubt des Lichtes goldnen Segen, Um der Tannenberge dunkle Säume Lagert Dunst. Fürder schritt ich, öfter wars ein Waten, In dem losen Wege ...
Damals Es war in schönen Tagen, Als ich so mit ihr ging, Mein Auge mit Behagen An ihren Zügen hing. Dort unter Schattenbäumen War eine traute Bank, Dort faßt ich ohne Säumen Sie um die Hüfte schlank. Ihr Köpfchen legt ...
Dame auf einem Balkon Plötzlich tritt sie, in den Wind gehüllt, licht in Lichtes, wie herausgegriffen, während jetzt die Stube wie geschliffen hinter ihr die Türe füllt dunkel wie der Grund einer Kamee, die ein Schimmern durchläßt durch die Ränder ...
Dame Glück Nackt mit offenen Armen stand Einen Augenblick das Glück Dicht vor mir. Ei, was eine schöne Brust, Weiche Brust, volle Brust Hat die Dame Glück, es sind Rosenknospen zweie drauf: Wunderschön! Und wie küßt die Dame Glück ...
Dame vor dem Spiegel Wie in einem Schlaftrunk Spezerein löst sie leise in dem flüssigklaren Spiegel ihr ermüdetes Gebaren; und sie tut ihr Lächeln ganz hinein. Und sie wartet, daß die Flüssigkeit davon steigt; dann gießt sie ihre Haare in ...
Damen-Bildnis aus den Achtziger-Jahren Wartend stand sie an den schwergerafften dunklen Atlasdraperien, die ein Aufwand falscher Leidenschaften über ihr zu ballen schien; seit den noch so nahen Mädchenjahren wie mit einer anderen vertauscht: müde unter den getürmten Haaren ...
Damendienst Die Schleppe will ich dir tragen, Ich will deinem Wink mich weihn, An Festen und hohen Tagen Sollst du meine Königin sein! Deiner Launen geheimste und kühnste Gehorsam erfüll ich dir; Doch leid ich in diesem Dienste Keinen andern ...
Damenpoesie nach dem tollen Jahr Wo ist das Land, da noch Gesetze blühn, Wo Tugenden Millionen Herzen glüh'n, Ein Vaterauge sanft auf Alles blickt, Und der Verführung einmal gar Nichts glückt? Wo ist das Schloß voll wunderschöner Prinzen, Da ...
Dämmer-Empfindung Was treibt mich hier von hinnen? Was lockt mich dort geheimnißvoll? Was ist's, das ich gewinnen, Und was, womit ich's kaufen soll? Trat unsichtbar mein Erbe, Ein Geist, ein lust'ger, schon heran, Und drängt mich ...
Dämmerfeier Ihr alten Tamarindenstämme mit Kronendach, das wie ein schwarzer Schleier, Zu euch komm' ich nun Abend hinter Abend gewandert durch den Staub Und übe Dämmerfeier. Das enge Blut, das trübe, klopft mir ein wenig freier, Seh' ich euch stark ...
Dämmergang Du lebst meerüber In blauer Ferne Und du besuchst mich Beim ersten Sterne. Ich mach im Felde Die Dämmerrunde, Umbellt, umsprungen Von meinem Hunde. Es rauscht im Dickicht, Es webt im Düster, Auf meine Wange Haucht warm Geflüster ...
Dämmerstündchen Dämmerstündchen im frostigen Winter, Dämmerstündchen im traulichen Stübchen ... Wenn da draußen über den harten Knarrenden Schnee ein kragenvermummter Mann mit dampfendem Atem eilt, Ohren und Nase rotgezwickt ... Wolkig umhüllt, mit Schnauben und Stampfen Ziehn zwei Pferde den wuchtigen Wagen ...
Dämmerstunde Im Sessel du, und ich zu deinen Füßen – Das Haupt zu dir gewendet, saßen wir; Und sanfter fühlten wir die Stunden fließen, Und stiller ward es zwischen mir und dir; Bis unsre Augen ineinandersanken Und wir berauscht der Seele ...
Dämmerstunde Im Nebenzimmer saßen ich und du; Die Abendsonne fiel durch die Gardinen; Die fleißigen Hände fügten sich der Ruh, Von rotem Licht war deine Stirn beschienen. Wir schwiegen beid'; ich wußte mir kein Wort, Das in der Stunde Zauber ...
Dämmerung Dämmerung mit den milden, grauen Augen Schreitet über die Erde. Kühl weht ihr Atem, Weich und kühl, Milde wie ruhiger Atemzug Eines schlummergeküßten, Backenroten Kindes. An lauschender Ferne ruhendem Rund Ein goldenes Glänzen, matt verscheidend, Zerrinnend in zarten, grauen ...
Dämmerung Zur Abendzeit, wenn sich die Wolken färben, Wenn Alles glüht in rötlich-gelbem Licht, Da muß der Sinne Glut in mir ersterben, Und keusch und lauter meine Seele spricht, – Zur Abendzeit, wenn sich die Wolken färben. Und es erwacht ...
Dämmerung Leuchtend um die Stirne kosen Junge Rosen, Glutentfacht; Und im Herz, dem freudelosen, Sterbelichter ängstlich glosen Und erlöschen sacht. Kündet ihr den Morgen, Rosen, Oder tiefste Nacht?
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