Kalisalze [1]

[287] Kalisalze, allgemein alle Kalium oder Kaliumoxyd an irgend eine Säure gebunden enthaltenden Minerale, entweder als kieselsaures Kali in Feldspaten, Glimmer u.s.w., dann aber besonders und zumeist an Chlor, Schwefelsäure, Salpetersäure u.s.w. gebunden in einer Reihe von Mineralen der sogenannten Abraumsalze. Diese letzteren, in der Deckschicht (Abraum) der mächtigen Steinsalzlager Mittel- und Norddeutschlands vorkommend, werden technisch heute als Kalisalze bezeichnet und haben gegen früher durch ihren Wert in der chemischen Industrie und als Düngemittel große Bedeutung erlangt.

Die Gewinnung der Kalisalze nahm ihren Anfang in der Gegend von Halberstadt und Magdeburg. Hier im Salzlager von Staßfurt wurden erschlossen von oben nach unten: 4. Carnallitregion, rund 45 m mächtig, bestehend aus buntfarbigen Lagen von Steinsalz (25%) und verschiedenen Salzen des Kaliums und Magnesiums, unter denen Kainit, Kieserit, Carnallit (55%), Tachyhydrit, einschließlich weißen knollenförmigen Boracites, die wichtigsten sind. 3. Kieseritregion, rund 60 m mächtig, vorwiegend aus abwechselnden Lagen von Steinsalz (65%), Kieserit (17%) und nesterförmigem Sylvin (17%), letzteres mit Carnallit und leichtlöslichem Chlormagnesium, bestehend. 2. Polyhalitregion, rund 66 m mächtig und zu 91% aus derbem Steinsalz zusammengesetzt, das von parallelen Schnüren von Polyhalit (6,6%) durchzogen wird. 1. Anhydritregion, über 300 m mächtig, zusammengesetzt aus reinem Steinsalz, das durch dünne, parallele Schnüre von Anhydrit in Bänke von 0,08–0,16 m Mächtigkeit geteilt wird. Diese vier Regionen sind keineswegs scharf voneinander getrennt, sondern gehen[287] ineinander über. Die Entstehung der einzelnen Salze wird auf das Eintrocknen und Verdunsten von flachen, seichten Meeresarmen, -buchten oder von durch niedrige Barren vom offenen Meer nur zeitweilige getrennten Salzseen zurückgeführt, in denen die schwer löslichen Salze zuerst zur Abscheidung gelangten und zu tiefst lagerten, die leichter löslichen, die Abraum- und Kalisalze, dagegen zuletzt, als Decke, abgeschieden wurden. Abweichungen von der Regel kommen vor und werden durch die Zufuhr von neuen, andersgearteten Salzlösungen im Meerwasser, durch Auflösungen bereits ausgeschiedener Salze, durch Abtragung von solchen u.s.w. erklärt. Bei der leichten Löslichkeit der Salze überhaupt blieben sie nur da seit ihrem Absatz erhalten, wo sie alsbald danach mit einer Schicht von wenig durchlässigem Ton (Salzton, Letten) bedeckt wurden. Ein großer Teil der Salzlager wurde in späteren geologischen Zeiträumen durch unterirdisch eindringendes, süßes Wasser gelöst und fortgeführt. – Die Hauptsalzbildung geschah in der oberen Zechsteinformation, weiter wurde sie im Röt (oberer Buntsandstein), im mittleren Muschelkalk, im mittleren Keuper (Salzkeuper) nachgewiesen. Des großen Wertes der Kalisalze wegen hat man die Vorkommen dieser Formationen in Mittel- und Norddeutschland, besonders in Hannover, Provinz Sachsen, Thüringen, Kurhessen, auch in Mecklenburg, Schleswig u.s.w., durch Tiefbohrungen auf das Vorhandensein von Kalisalzen untersucht und ihre große Ausdehnung in diesem Gebiet nachgewiesen. Diese Untersuchungen dauern noch fort. Zahlreiche Störungen der Gebirgsschichten, Auslaugungen, Einbrüche schaffen, von ursprünglichen Unterbrechungen der Ausdehnung abgesehen, natürlich Unregelmäßigkeiten in der Ausdehnung der Kalisalze und damit mancherlei Mißerfolge beim Aufsuchen.


Literatur: Rinne, F., Die geologischen Verhältnisse der deutschen Kalisalzlagerstätten, Hannover 1906; van't Hoff, J.H., Untersuchungen über die Bildung der organischen Salzablagerungen, Berlin 1900–1906.

Leppla.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 5 Stuttgart, Leipzig 1907., S. 287-288.
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