Lichtpausverfahren

[389] Lichtpausverfahren für Cyanotypie.

Als normale Präparation kann ein Gemisch von 25 g grünem Ferriammoniumzitrat, 9 g Ferricyankalium und 120 ccm Wasser gelten. Zusatz von etwas Oxalsäure erhöht die Empfindlichkeit bedeutend und bewirkt tiefere Blaufärbung. Ammoniumtartrat oder Seignettesalz erhöht die Empfindlichkeit, ohne Vertiefung der Färbung. Sehr günstig für die Haltbarkeit der Cyanotyppapiere wirkt Zusatz von ein wenig Ammoniumbichromat; es macht die Farbe der Bilder viel kräftiger, drückt aber etwas die Empfindlichkeit herab. Bei schlecht geleimten Papieren kann der Präparation ganz wenig Stärkekleister zugesetzt werden [1],

Durchsichtige Lichtpausleinen werden auf mit Stärke oder Leim appretierter Rohleinwand durch einseitiges Behandeln mit Firnis und anderseitigem Ueberziehen mitgelatinehaltiger Lichtpausmasse überzogen [2],

Als Lichtpausdruck sehr anwendbar ist der Fotoldruck, dessen Ausführung gewisse Handgriffe erfordert. Die an der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien angestellten Versuche mit dem Fotoldruck führten zu folgender Arbeitsmethode: Eine gereinigte, mit Schmirgelpapier abgeschliffene Zinkplatte wird mit einer Lösung von 40 Teilen Gelatine, 200 Teilen Wasser, 4 Teilen Glyzerin, 6 Teilen Ochsengalle und 1/2 Teil Eisenvitriol (in etwas Wasser gelöst und der[389] warmen Gelatinemasse unter Umrühren beigegeben) etwa 2 mm hoch gleichmäßig bedeckt und die Schicht erstarren gelassen. Darauf wird dann eine nach einer Zeichnung kopierte, ungewässerte Blaukopie mit der Hand oder einem Ballen angepreßt und nach ungefähr 1/2 bis 1 Minute wieder abgehoben. Wird nun mit einer glatten Walze eine Buchdruck- oder Kupferdruckfarbe auf die Gelatinemasse aufgetragen, so nehmen nur die an der Blaupause unkopiert gewesenen Teile der Zeichnung die Druckfarbe an, welche durch Anpressen eines Papiers mit der Hand oder einem Ballen abgedruckt werden kann. Von einer solchen Platte laden sich 30 und noch etwas mehr Abdrücke herstellen [3].

Zum Lichtpausen wird mitunter die Playertypie benutzt: Man legt auf eine Zeichnung ein Bromsilberpapier, belichtet durch die Bromsilberschicht, die unmittelbar auf der Zeichnung liegt und entwickelt mit Hydrochinon oder dergleichen. An den weißen Stellen der Zeichnung wird mehr Licht reflektiert und dadurch wird das Bromsilber stärker beeinflußt als an den schwarzen Stellen (vgl. Luminographie, Ergbd. I, S. 503). Das Manulverfahren ist der Playertypie nachgebildet, unter Verwendung einer Chromatgelatineschichte (statt Bromsilber), die man mit der Schicht auf die Zeichnung legt und durch sie hindurch kopiert. Die Chromatgelatineplatte wird über den weißen Stellen stärker unlöslich als über den schwarzen und kann nach Art der Lichtdruckplatten mit fetter Schwärze gedruckt werden. Dadurch ergibt sich eine Art Lichtpausdruckverfahren [4].

Zu den Lichtpausdruckverfahren gehört auch das Tellkampfsche Verfahren, welches die rasche Herstellung von Lichtpausen auf druckfähigen Zinkplatten gestattet und in der Technik des Landkartendruckes u.s.w. Anwendung findet. Es wird eine Zinkplatte mit Chromatkolloid (z.B. Chromatgummi) mit einer Samtbürste überzogen, getrocknet, unter einer Zeichnung auf Pauspapier belichtet und mit einer Mischung von Alkohol mit Essigsäure oder Milchsäure entwickelt. Die vom Licht nicht getroffenen Stellen lösen sich langsam auf und fette Druckerschwärze haftet nur an den freigelegten Stellen. Die noch verbleibende belichtete gelbe Schichte wird mit einer Abwaschätze entfernt; die Zeichnung erscheint nun schwarz auf reinem Zink und wird nach dem gewöhnlichen Zinkflachdruckverfahren in der lithographischen Presse gedruckt [5]. Eine Uebersicht verschiedener einschlägiger Patente und Verfahren s. [6].

Hierher gehört auch das glyzerinlose Durchkopier- und Lichtpausdruckverfahren [7]. Die mit Kaliumammoniumbichromatgummi überzogenen Zinkplatten werden unter Berücksichtigung der Stärke der Lichtquelle, der Lichtdurchlässigkeit des Papiers und der Zeichnung so lange belichtet, bis die vom Licht getroffenen Stellen der Gummichromatschicht genügend gehärtet sind. Die durch die Striche der Zeichnung vor der Belichtung geschützten Stellen der Gummichromatschicht werden mit einem aus etwa 90 Teilen gesättigter Chlormagnesium- oder Chlorcalciumlösung und etwa 10 Teilen stark verdünnter Salzsäure bestehenden Entwickler vollständig, d.h. bis zum Freilegen des Zinks, ausgewaschen. Der ausgebrauchte, nicht mehr lösend wirkende Entwickler ist von der Platte zu entfernen und ein- bis zweimal durch einen frischen Entwickler zu ersetzen. Sobald das Metall in silberweißer Farbe erscheint, wird der überschüssige Entwickler von der Platte entfernt, diese mit einem Stück Baumwollstoff kräftig abgerieben und von den letzten Resten des Entwicklers durch Abwaschen mit vergälltem Spiritus befreit. Die ganze Platte wird dann mit wenig Leinöl, Firnis oder einem Firnisersatzmittel hauchfein überzogen, worauf die Druckfarbe (bestehend aus etwa gleichen Teilen Senderfarbe, Umdruckfarbe, Umdruckfett und wenig Leinölfirnis) unter Feuchthalten der jeweilig in Arbeit genommenen Stelle der Platte mit vergälltem Spiritus in die freigelegten Linien eingerieben wird. Die Zeichnung tritt sofort tiefschwarz auf dem gelbbraunen Grunde der Chromatschicht hervor. Die Chromatschicht wird darauf durch Abwaschen mit verdünnter Salzsäure (l Raumteil konzentrierter Salzsäure auf 6–8 Raumteile Wasser) von der Platte entfernt, die dann mit Wasser gut abgespült und schließlich gummiert wird.

Ein anderes Lichtpausdruckverfahren besteht darin, daß man eine Sepialichtpauskopie auf Eisenzitrat- und Silbernitratpapier herstellt und dieses negative Bild auf Stein, Zink oder Aluminium umdruckt. Diese und ähnliche Vervielfältigungsverfahren mittels des Durchkopierverfahrens ohne Kamera s. [6].


Literatur: [1] Valenta, Photogr. Korresp. 1915, S. 219. – [2] Richard und Renk, D.R.P. Nr. 294201 ab 1913; Photogr. Korresp. 1917, S. 76. – [3] Aug. Albert, ebend. 1919, S. 170. – [4] Ebend. 1918, S. 381. – [5] Tellkampf, D.R.P. Nr. 241889 vom 10. Mai 1909. – [6] Eder, Das Pigmentverfahren, der Gummi-, Oel- und Bromöldruck, Halle a. d. S. 1917, S. 336 und 358; Photogr. Korresp. 1916, S. 47. – [7] Schulz, Chemiker-Ztg. 1918, S. 277.

J.M. Eder.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 1 Stuttgart, Leipzig 1920., S. 389-390.
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