Pottasche

[201] Pottasche (Kaliumkarbonat, neutrales Kaliumkarbonat) K2CO3 bildet sich beim Glühen der Kaliumsalze organischer stickstofffreier Säuren und ist daher ein Hauptbestandteil der Pflanzenaschen.

Aus letzteren wird sie durch Auslaugen mit Wasser gewonnen, indem man die Lösung eindampft und den Rückstand glüht. Das so erhaltene (noch unreine) Produkt ist die rohe Pottasche (Baumpottasche) des Handels. Durch Behandeln der rohen Pottasche mit wenig kaltem Wasser geht hauptsächlich kohlensaures Kali in Lösung. Wird diese Lösung eingedampft, so scheidet sich Kaliumsulfat aus; nach Entfernung des letzteren erhält man bereits fast reines Kaliumkarbonat. Durch Wiederholung des Prozesses wird schließlich vollkommene Reinigung erzielt (Perlasche, gereinigte Pottasche). Dieses Verfahren war früher das einzige; heute ist es nur noch wenig in Gebrauch, da Holz anderweitig besser verwertet werden kann. – Dagegen ist vielfach die Verarbeitung des an organischen Kaliumverbindungen reichen Schweißes der rohen Schafwolle an Orten üblich, wo sich große Wollwäschereien befinden. Der Wollschweiß wird in kaltem Wasser gelöst, die Lösung eingedampft und der Rückstand calciniert. Es hinterbleibt Rohpottasche mit 65–70% K2CO3. Produktion jährlich ca. 1000 t reine Wollschweißpottasche. – Ein weiteres Rohmaterial für die Pottaschefabrikation bildet die salzreiche Schlempe der Zuckerfabrikation. Nach Verdampfung und Calcinierung der Schlempe erhält man eine poröse schwarze Masse (Schlempekohle), die man unter Luftzutritt weißbrennt (Melassenasche, Salin); sie enthält ca. 25% Kaliumkarbonat neben viel Natriumkarbonat und Calciumsulfat und Calciumchlorid. Die einzelnen Salze werden sodann voneinander geschieden und zuerst durch Eisen rötlich gefärbte (Rotsalz, halbraffinierte Pottasche), schließlich reine (raffinierte) Pottasche gewonnen. – Die Hauptmasse der gegenwärtig erzeugten Pottasche ist Mineral- oder Schmelzpottasche, welche aus reinem natronfreien Chlorkalium (vgl. a. Kalisalze) nach dem Leblancprozeß gewonnen wird (s. Soda). – Auch auf elektrolytischem Wege, durch Einleiten von Kohlendioxyd in elektrolytisch gewonnene Kalilauge wird Pottasche dargestellt. – Gereinigte Pottasche darf höchstens 3% Wasser und nur geringe Mengen Kaliumbikarbonat enthalten und muß nahezu frei sein von den in Wasser unlöslichen Bestandteilen der rohen Pottasche; sie enthält stets mehr oder weniger Schwefelsäure, Chlor und Natron. – Pottasche ist leicht in Wasser löslich, in Alkohol unlöslich, entzieht demselben aber Wasser, reagiert stark alkalisch, schmeckt scharf laugenhaft, schmilzt bei 1200°, verliert bei Gelbglut etwas Kohlensäure und verdampft bei Weißglut. Sie dient zur Darstellung von Kristall- und Flintglas, Glasuren, Smalte, weicher Seife und verschiedener Kaliumverbindungen, so auch zur Gewinnung von zweifach- oder doppeltkohlensauerm Kali KHCO3, indem man Kohlensäure durch eine konzentrierte Lösung von Kaliumkarbonat leitet. Kaliumbikarbonat hat einen wenig laugenhaften, milden Geschmack, ist luftbeständig, sehr wenig löslich in Alkohol, löslich in 4 Teilen kaltem, leichter in heißem Wasser. Es findet hauptsächlich in der Medizin Verwendung.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 7 Stuttgart, Leipzig 1909., S. 201.
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